Bam!...Bam!...Bam!...
Ich stand fast im Zelt! Was um Himmels Willen war das???
Ein Blick auf die Uhr: es war gerade mal 07.00 Uhr!
Zweiter Blick nach draußen: Ein Angestellter der Farm hackte an unserer Camp Site Holz klein, um den Donkey anzuschüren.
War schon etwas dekadent!
Wir lagen noch gemütlich in unseren Zelten und draußen wurde gearbeitet, damit wir gleich warmes Wasser zum Duschen hatten!
Trotzdem drehten wir uns noch mal um und schliefen noch ein halbes Stündchen weiter :-)
Als wir dann vom Dach hinunterkletterten erwartete uns ein schön loderndes Feuerchen.
Und wir konnten mit heißem Wasser duschen.
Was daheim normal ist, mutet hier fast als Luxus an.
Helmperlhühner streiften derweil an unserem Platz vorbei durchs Gelände:
Vögel waren auch schon wach und beobachteten uns aus sicherer Entfernung.
Fast schien es, als warteten sie schon auf runterfallende Krumen von unserem Frühstück.
Doch darauf mussten sie noch eine ganze Weile warten. Irgendwie kamen wir nicht richtig in die Gänge.
Eigentlich sollte es Eier mit Speck zum Frühstück geben. Aber die Zeit lief uns dermaßen davon,
dass dafür keine mehr blieb. Somit gabs nur eine schnelle kleine Brotzeit.
Und Tataaa!
Das war übrigens unser erster im Potjie selbst gebackener "Brotfladen":
Während unseres gesamten Aufenthalts hatte mich die Frage beschäftigt,
warum die Besitzer den Weg zum Pool neben diesen beiden Bäumen angelegt hatten
und nicht genau zwischen den beiden Bäumen durch?
Ich fand, die beiden waren so schön zusammengewachsen und wirkten auf mich wie ein Tor oder eine Durchfahrt.
Also ich hätte den Weg anders verlegt... ;-P
Gedanken, wenn man einfach mal Ruhe und Zeit hat.
Aber ich teilte den Gedanken mit den anderen und erfuhr so, dass sich Stephanie dasselbe fragte.
Hingegen es Bäda und Moritz einfach egal war.
War also wahrscheinlich ein "Frauen-Ding" :-D
Wir packten noch einmal unsere Vorräte in den Kisten um, wir waren mit der Anordnung immer noch nicht vollends zufrieden.
So langsam sollte es aber mal passen!
Anschließend waren die Zelte wieder schnell zusammengebaut. Das Verstauen unserer Taschen, Kisten und Stühle im Auto
dauerte mittlerweile schon länger als das Zusammenfalten der Zelte. Wir bekamen Übung!
Zur Abfahrt bereit!
Es war bereits halb 12 als wir endlich loskamen!
Beim Hinausfahren vom Farmgelände wurde uns noch eimal bewußt, wie weitläufig und riesig dieses war!
Wir fuhren ca 8 Kilometer bis wir wieder am Tor landeten.
Alles noch Gebiet der Lodge beziehungsweise Farm!
Nach der Schotterstraße ging es für uns wieder auf die asphaltierte B4. Endstation des Tage sollte Lüderitz sein.
Das Navi zeigte uns eine Fahrzeit von knappen 3 Stunden an.
Nachdem wir ca eine Stunde unterwegs waren, wurde die Landschaft immer karger.
Irgendwann war fast nur noch Sandwüste zu sehen.
Bis wie aus dem Nichts die Überreste des Bahnhofs Garub erschienen. Wir legten eine Pause ein.
Der Bahnhof liegt auf der Bahnstrecke Lüderitz-Seeheim, welche noch aus der Kolonialzeit von Deutsch-Südwestafrika stammt.
Der dazugehörige kleine Ort Garub wurde von Deutschen gegründet.
Durch die Verkündung des Diamantensperrgebietes musste der Ort verlassen werden und verfiel.
Lediglich die Überreste des Bahnhofs stehen noch.
Auf dem nächsten Foto kann man etwas die Weite erahnen, in der wir uns befanden.
Es machte schon Sinn, dass es hieß, man sollte immer minimum 10 Liter Trinkwasser pro Person dabei haben.
Uns kam auf der Strecke ewig lang kein Auto entgegen...
Und selbst als wir hier eine längere Pause einlegten, hörten wir kaum ein weiteres Auto vorbeibrausen.
Dann fuhren wir weiter und wir sahen von der Straße aus den nächsten verfallenen Bahnhof.
Bahnstation Grasplatz- hier wurde 1908 der erste Diamant gefunden:
Der Eisenbahnangestellte August Stauch aus Thüringen,
der 1907 auf ärztlichen Rat hin wegen seines Asthma in die deutsche Kolonie kam,
war beauftragt, einen ca 20 km langen Streckenabschnitt der Gleisanlagen von den ständigen Sandverwehungen freizuhalten.
Klang nach einem suuuper Job! Arbeitslos konnte er dabei nicht werden!
Auf alle Fälle half ihm dabei ein Arbeiter, der vorher in einer südafrikanischen Diamantenmine gearbeitet
und somit einige Kenntnisse in der Mineralogie hatte.
Stauch, der Hobbymineraloge war, wies seinen Arbeiter an, falls er beim Sandwegschaufeln glänzende Steine finden sollte,
sie ihm zu bringen. Dieser fand 1908 tatsächlich einen. Stauch brachte den Stein dann zu seinem Freund Sönke Nissen,
einem Bergwerksingenieur aus Lüderitz,
der Stauch mitteilte, dass es sich bei dem Stein um einen Rohdiamanten handelte.
Stauch und Nissen erzählten niemanden von ihrem Fund.
Ob der Arbeiter, der den Stein eigentlich fand, von dem Wert des Steines wusste, ist nicht bekannt.
Stauch und Nissen sicherten sich aber daraufhin einen Claim von ca 75 km² bei Kolmanskuppe.
Dort wurden sie tatsächlich fündig und zu reichen Männern, noch bevor das Gebiet von der deutschen Kolonialverwaltung zum
Diamantensperrgebiet erklärt wurde. Stauch gründete mit Geldgebern aus Deutschland einige Bergbaugesellschaften
und brachte es später bis zum Millionär.
Und somit war es mit der beschaulichen Ruhe in dem Wüstengebiet rund um Lüderitz erstmal vorbei.
Wir trafen in Lüderitz ein.
Lüderitz ist eine kleine Hafenstadt an der Lüderitzbucht am östlichen Südatlantik.
Mochten wir fast gar nicht glauben, nachdem wir die letzten zwei Stunden nur durch die trockene Wüste gefahren waren.
Wir hielten an der ersten Tankstelle im Ort, tankten und ein Angestellter überprüfte den Reifendruck unseres Autos.
Er fragte dabei, woher wir denn kämen, unser Auto sähe so sauber aus.
Bis jetzt waren wir halt hauptsächlich noch auf der asphaltierten Straße unterwegs.
Im späteren Verlauf unserer Reise verstanden wir die Frage erst richtig. :-D
Als nächstes fuhren wir ins Zentrum der Stadt, um eine Touristeninformation aufzusuchen.
Wir hatten uns für Lüderitz vorab schon eine Katamarantour zu Pinguinen und einen Besuch von Kolmanskuppe vorgenommen.
Sehr schnell fanden wir ein Büro, welches Touren anbot. Als Bäda und ich es betraten,
fühlten wir uns sofort um Jahrzehnte zurückversetzt. Schwere alte hohe Holztresen standen da.
Der, wo wir standen, ging mir bis zur Brust.
Wir trugen dort also einer jungen Angestellten in Englisch unseren Wunsch nach einer Katamarantour vor. Sie bat uns, kurz zu warten.
Daraufhin kam dann eine weiße ältere Frau zu uns. Sie war so ein kleines nettes Persönchen,
reichte gerade mal mit dem Kinn über den Tresen.
War ein lustiger Anblick! Sie sprach uns sofort auf deutsch an und empfahl uns eine Tour mit dem Katamaran Penguin.
Eigentlich müssten da noch Plätze für uns frei sein, aber vorsichtshalber wollte sie sich noch schnell telefonisch erkundigen.
Als dann alles endgültig abgeklärt war, erkundigte sie sich noch nach unseren weiteren Plänen.
Wir erzählten es ihr, auch von unseren beiden ins Auge gefassten Campingplätzen,
sie empfahl uns von den beiden Shark Island.
Zeigte uns dann auch gleich auf einer Karte den Weg dahin und wo wir am nächsten Tag für unsere Tour parken konnten.
Alles war geklärt.
Kaum saßen wir draußen im Auto, kam sie auf uns zugestürmt. Ihr war noch eingefallen, dass am nächsten Tag ein Kreuzfahrtschiff der Aida für eine letzte Fahrt, bevor es an einen neuen Eigner geht, in Lüderitz anlegen würde. Das hieße, sehr viele Touristen in der Stadt.
Also gingen wir noch einmal mit der Dame ins Büro und besprachen die Lage. Wir blieben bei unserer Buchung der Katamarantour,
planten aber den Rest des Tages um. Unseren Besuch der Kolmanskuppe verschoben wir auf den übernächsten Tag.
Auf große Menschenmassen in der Geisterstadt hatten wir absolut keine Lust.
Wir waren sehr dankbar für die vielen Infos dieser netten kleinen Dame, die die ganze Zeit übers ganze Gesicht strahlte.
Lüderitz war einer der wenigen Orte unserer Tour, wo wir nichts zum Übernachten vorgebucht hatten.
Der Campingplatz auf der kleinen Halbinsel Shark Island gefiel uns auf den Fotos im Internet sehr gut. Allerdings hatten wir auch gelesen, dass es dort meistens sehr windig sein soll und somit das Campen nicht wirklich Spaß bereitete. Da wir aber einiges an Campingerfahrung im Gepäck hatten, beschlossen wir bereits daheim, es einfach auszuprobieren.
Da wir nicht in der Hauptsaison unterwegs waren, sollte es ansonsten kein Problem geben,
kurzfristig noch eine feste Unterkunft zu finden,
falls es doch zu windig und kalt sein würde. Zudem wurde uns der Platz gerade eben auch von der netten kleinen Dame empfohlen.
Gleich an der Einfahrt zu den Camp Sites wurden wir überschwenglich nett mit guter Laune begrüßt:
"Hello guys, I see you are good people!"
Der Angestellte teilte uns auch mit, dass es hier sehr windig werden kann, wir sollten uns einen geschützten Platz vor Felsen suchen.
Allerdings sei der Platz ansonsten wunderschön und es würde sehr neue saubere Sanitätshäuser geben.
"Also, wie lange wollt ihr bleiben?" "Erst mal eine Nacht!"
Und dann wollten wir weiterschauen!
Der Weg führte uns etwas abschüssig auf die kleine Campinginsel.
Somit erstreckte sich fast das ganze Areal quasi direkt vor unseren Füßen.
Wow, wir waren direkt geplättet! Was für ein schöner Ort!
Wir konnten uns unseren Platz selbst auswählen, so dass wir den gesamten Campingplatz erst mal komplett abfuhren.
Nur eine Camp Site war belegt. Sie lag direkt am Meer, schön windgeschützt eingebettet von einer kleinen Felsenbucht.
Wir einigten uns auf einen Platz oberhalb des Meeres und hatten dort eine Felswand im Rücken.
Unsere Dachzeltaussicht vom Fuß- und Kopfende aus:
Könnte schlechter sein, oder??? ;-P
Kaum standen unsere Zelte, machten wir eine kleine Erkundungsstour über Shark Island.
Und wir beschlossen einstimmig, egal wie windig es noch werden würde, hier würden wir zwei Nächte bleiben!
Stephanie und Moritz entdeckten in der Bucht im Meer einen Delphin und eine Robbe,
die immer wieder aus dem Wasser auftauchten. Somit wurde diese Camp Site für uns nun noch mehr aufgewertet!
Fasziniert beobachteten wir die beiden Tiere.
Dann rief der Hunger! Wenn wir schon am Meer waren, sollte es natürlich ein Fischrestaurant zum Essen gehen sein.
Wir "ergoogelten" uns eines. Bäda schlug vor, zu Fuß in die Stadt zu laufen. Er wollte dabei unsere Zeit messen.
Ihm war es nicht ganz geheuer, das Auto am morgigen Tag am Hafen stehen zu lassen.
Er fand es besser, das Auto auf der Camp Site zu lassen, das würde uns auch das Zusammenpacken der Zelte am Morgen ersparen-
ergo halbes Stündchen länger schlafen können. Mit dem Argument köderte er uns natürlich alle sofort! :-D
Das erste Stück führte uns direkt am Meer entlang.
Für uns waren diese von Wasser und Wind geschliffenen Felsen Seehund-Mama und ihr Kleines:
Lüderitz wirkte an diesem Nachmittag fast wie ausgestorben.
Wir staunten über die vielen deutschen Spuren, die es immer noch hier zu sehen gab.
Wir landeten schließlich im Portuguese Fisherman.
Das Lokal war noch recht leer. Wir fanden einen schönen Platz im Biergarten mit Blick aufs Meer.
Die anderen paar Leutchen, die noch im Restaurant waren, tranken nur Cocktails,
aber wir wollten etwas essen, hatten mittlerweile richtig Hunger.
Beim Lesen der Speisekarte fragte Moritz, wie eigentlich Austern schmecken? Er hätte noch nie welche gegessen.
Standen tatsächlich in der Karte, umgerechnet für ca 2 Euro das Stück.
"Bestell dir welche und probier´ sie, so günstig wirst du sie für lange Zeit nie wieder bekommen!" ;-)
Gesagt, getan!
Moritz war begeistert, fand sie "sensationell köstlich"...
Wir speisten dann allesamt vorzüglich! Alles schmeckte sooo lecker!
Hier hatten die vielen guten Google-Bewertungen nicht übertrieben, also auch klare Empfehlung von uns!
Nach dem sehr guten Essen liefen wir noch eine kleine Runde durch die Stadt.
Das Stadtbild wird von hübschen bunten Häuserfassaden geprägt.
Die kleine Zufahrtsstraße zu Shark Island:
Gleich zu Anfang der Halbinsel steht ein kleiner Leuchtturm, der mittlerweile zum Campingplatz gehört.
Er wurde innen als Ferienhäuschen umgebaut und kann über den Platz für Übernachtungen gebucht werden.
Uns waren die Übernachtungspreise dafür zu hoch und wir hatten schließlich unsere Zelte dabei.
Am Eingang wurden wir wieder vom Campwart begrüßt. "Hello good people!" :-D
Er erkundigte sich bei uns, ob alles ok wäre und wir teilten ihm mit, wie begeistert wir vom Platz waren und dass wir definitiv
zwei Nächte bleiben würden, da könnte der Wind machen was er wollte. :-D
Auf dem nächsten Foto könnt ihr einen Teil des Ausblicks sehen, den wir heute Nachmittag hatten,
als wir das erste Mal auf die Halbinsel fuhren.
Vielleicht könnt ihr jetzt etwas unsere Sprachlosigkeit wegen der schönen Aussicht verstehen:
Die letzten Sonnenstrahlen des Tages empfingen uns auf unserer Camp Site, welche Stephanie sofort zum Anlass nahm,
um sich noch etwas zu sonnen! Immer dabei: ihr eBook!
Moritz erklärte unterdessen den Felsen direkt hinter unserer Camp Site zu seinem "Königsfelsen"
und verzog sich dorthin. Hatte dort alles im Überblick und thronte über uns:
Und was dem einen seine Sportzeitung...
...ist dem anderen sein Abendbier. ;-)
Was für eine schöne Aussicht!
Wir genossen jeder auf seine Art die noch warme Spätnachmittagssonne.
Der kleine Leuchtturm in seiner vollen Pracht.
Von hinten war übrigens eine Zufahrt per Auto für die Mieter möglich.
Wir saßen abends noch etwas zusammen, Kartenspielen war bei dem mittlerweile aufgezogenem Wind nicht möglich.
Als plötzlich hinter uns eine goldene Kugel auftauchte.
Wir dachten im ersten Moment tatsächlich, es wäre irgendeine Lichtinstallation in der Stadt.
Bis wir bemerkten, dass es der angestrahlte Mond war. Riesengroß tauchte er über der Bucht auf.
Es war phänomenal, wir hatten nur unsere Handys parat, die diesen Augenblick aber nicht ansatzweise widergeben...
Der Sternenhimmel über uns war später dann genauso sensationell!
Ein Stern neben dem anderen, wohin die Augen auch sahen. Wir konnten selbst die Milchstraße sehen.
Tief beeindruckt von diesem Schauspiel zog es uns schließlich in unsere Betten.
Ein kleiner erster Versuch, den sagenhaften Sternenhimmel im Bild festzuhalten:
Campingplatz:
Shark Island, Lüderitz
Camp Site mit Gemeinschafts-Sanitäranlagen 14.- Euro pro Person und Nacht