Nach dieser turbulenten kurzen Nacht wurden wir erst kurz nach 8 wach, worüber Moritz etwas mißmutig war.
Er befürchtete, dass wir nun erst gegen 11 im Park sein würden, was ihm eindeutig zu spät war.
Also schwangen wir uns allesamt blitzschnell aus den Zelten, sprangen unter die Dusche und danach in unsere Klamotten.
Während drei von uns die Zelte zusammenpackten, stiefelte Stephanie zur Rezeption. Sie wollte dort klären, ob wir auf dem Stellplatz bleiben könnten.
Die Auskunft war dann wieder ernüchternd. Die Damen verwiesen wieder auf ihren Chef, der aber auch an diesem Morgen nicht vorort war.
Kann doch eigentlich nicht so schwer sein, im Buchungsformular zu checken, welche Plätze belegt sein werden!
Uns wurde es zu blöd, drei Nächte hatten wir eh schon gebucht und gezahlt, also beschlossen wir nun egoistisch, unseren jetzigen Super-Platz auch für die nächsten Nächte zu behalten. Wir ließen unsere Dusch- und Kochsachen im Häuschen stehen und packten unseren Rest zusammen.
Sollten sie diesen Platz benötigen, müssten sie halt unser Eigentum zur Seite stellen.
Später standen wir genau 09.58 Uhr vorm Anderson Gate des Etosha-Park.
Schau Moritz, wir waren nicht erst nach 11 im Park! ;-)
Das Anderson Tor ist der südliche Parkeingang.
Die Ein- und Ausgänge des Nationalparks wurden streng bewacht, glichen fast einem Grenzübertritt.
Eine Notwendigkeit, um den Wilderern einigermaßen Herr zu werden.
Wir mussten dann als erstes das Okaukuejo Camp ansteuern, um dort unser Eintrittsgeld zu entrichten.
Bisserl Werbung für unsere Auto-Vermieter:
Das Okaukuejo Camp war ursprünglich ein 1901 gegründeter Militäraußenposten und befindet sich ca 17 km vom Anderson Tor entfernt.
Der Weg dorthin führte über eine gute Schotterstraße und wir fanden ihn sterbenslangweilig!
Nichts als weite Steppe, weit und breit war ein einziges Tier zu sehen!
Im Camp angekommen, erwartete uns ein hoher Aussichtsturm, davor befanden sich einige Parkplätze, welche von paar Gebäuden eingefasst waren.
In denen waren unter anderem ein Shop, die Rezeption und ein Souvenirladen untergebracht. In diesem bekamen wir unsere Tickets für den Park.
Wir zahlten für 4 Tage und 4 Personen ca 140 Euro.
Während Bäda sich also um die Tickets kümmerte, vertraten wir anderen uns etwas die Beine ums Auto. Dabei entdeckten wir ein Schild mit Zugangsdaten für freies WLAN. Ha, so schnell konnte ich gar nicht schauen, wie unsere beiden Kids ihre Handys zückten und eifrig drauf rumtippten!
Wir hatten uns noch eine Karte für den Park gekauft und beschlossen nun, ihn am ersten Tag Richtung Westen abzufahren.
Als erstes begegneten wir einem einzelnen Springbock:
Danach kam lange Zeit nichts mehr.
Als wir uns später am Abend über den Tag unterhielten kam raus, dass wir zu diesem Zeitpunkt allesamt die Befürchtung hatten,
dass wir womöglich die kommenden vier Tage nichts weiter zu sehen bekommen würden, als paar vereinzelte Strauße und paar Antilopen.
Wir fuhren das erste Wasserloch auf unserer Strecke an, welches auf der Parkkarte verzeichnet war.
Große Erwartung unsererseits, aber auch hier herrschte nur gähnende Leere. Das Wasserloch war einsam und verlassen.
Wir befürchteten nun wirklich, dass das eintreten würde, was wir auf paar Seiten im Internet zwecks des Reisemonats März,
dem Ende der Regenzeit, gelesen hatten:
um diese Zeit seien kaum Elefanten unterwegs, Tiere wären durch das saftige Grün der Bäume und Pflanzen schwer sichtbar und die meisten würden nicht an die Wasserlöcher kommen, da sie durch Pfützen o.ä. genug Wasser unterwegs aufnehmen konnten.
Es machte sich unter uns ein wenig Niedergeschlagenheit im Auto breit.
Irgendwann entdeckten wir neben dem Weg diese Gackeltrappe und erfreuten uns an dieser.
Wir hielten an und beobachteten sie eine Weile.
Es war lustig anzuschauen, wie der Vogel sich vorwärts bewegte. Bei jedem Schritt bewegte sich der Kopf vor und zurück.
Und ein Stück weiter rangelten zwei Springböcke miteinander
und ließen ihre Hörner ineinander krachen.
Während wir uns noch über die beiden halbstarken Springböcke amüsierten,
staubten urplötzlich paar Zebras an uns vorbei.
Und dann stand schon eine kleine Herde der gestreiften Huftiere fast unmittelbar neben unserem Auto.
Da hatte dann jeder von uns ein fettes Grinsen im Gesicht!
Wir hatten Zebras entdeckt!
Die Weite der Steppe war schier unendlich.
Das dachte sich wohl auch die Oryx-Antilope ;-P
Und dann tat sich vor uns wie aus dem Nichts eine Stelle auf, wo sich total viele Tiere versammelt hatten.
Zebras, Gnus, Springböcke, Antilopen...
Vor lauter Aufregung schafften wir es nicht, ein scharfes Bild zu schießen. :-D
Unsere Niedergeschlagenheit von vorher- wie weggeblasen!
Langsam bahnten wir uns einen Weg durch die große Meute.
Ein Stück weiter fanden wir ein ruhigeres Plätzchen zum Halten und konnten dann in Ruhe alles beobachten.
Und wir bemerkten bereits an unserem ersten Tag im Etosha, dass es viele Jungtiere gab.
Diese Streifengnus hatten die Ruhe weg.
Zumindest von uns ließen sie sich überhaupt nicht beim Grasen stören.
Oder doch etwas???
;-)
Im Etosha-Nationalpark ist es strengstens verboten, das Auto zu verlassen.
Denn so romantisch wie manche Tierszene wirkte, es sind Wildtiere, die hier leben und unterwegs sind.
Und halt auch auf Beutezug gehen.
Und so sahen wir unterwegs auch immer wieder Knochenfragmente oder komplette Schädel,riesige Knochen,
die uns diese Tatsache nicht vergessen ließen.
Wirkte manchmal etwas makaber, aber so ist eben die Natur.
Es gab im Park paar ausgewiesene eingezäunte Rastplätze, wo es Toiletten gab und wir Brotzeit machen und uns die Füße etwas vertreten konnten.
Wir steuerten den nächsten bei Okondeka an.
Moritz war immer noch unser "qualifizierter Toröffner". Aber hier war es ihm dann doch etwas mulmig dabei...
Im ganzen Park galt striktes Aussteigverbot wegen der ansässigen Raubtiere, aber er sollte nun genau das tun, um für uns das Tor zu öffnen.
Die Skepsis war ihm ins Gesicht geschrieben :-D
Diese Rastplätze im Park sind sehr spärlich gesät, man muss sich also seine Toilettenpausen gut einteilen :-D
Hier waren wir die einzigen auf dem Platz. Die Toiletten waren einfache Plumpsklos, aber relativ sauber.
Nach der langen Zeit im Auto tat es gut, ein Stück laufen zu können.
Und Hunger hatten wir mittlerweile auch. Also plünderten wir unsere Kühlbox
und dazu hatten wir natürlich wieder eisgekühlte Getränke parat.
Das war ein wahrer Genuss bei den heißen Temperaturen!
Stephanie wollte gern den Fairytale Forrest sehen,
also fuhren wir anschließend weiter gen Westen im Park.
Auf unserer gesamten Reise konnten wir immer wieder Nestbauten der Webervögel sehen.
Die hingen teils riesengroß in den Bäumen und wirkten so schwer,
dass wir uns manchmal wunderten, dass die Bäume diese Last noch tragen konnten.
Leise standen wir direkt unter einem der Nester und schauten zu,
wie die Vögel unterhalb des Nestes hinein- und wieder hinausflogen.
Wir begegneten einer größeren Gnu-Herde.
Mama Gnu mit ihrem Kälbchen:
Und dann kamen wieder viele Zebras:
Schnell merkten wir, dass wir mit unseren vielen Stopps zum Tiere schauen nicht wirklich schnell vorwärts kamen.
Also den kompletten Westteil des Parks an einem Tag abzufahren- einfach nicht möglich!
Wir passierten auf der "Straße" einen Markierungsstein, der einen kleinen Loop auswies.
Wir überlegten nicht lang, nahmen diesen kleinen Umweg in Kauf und fuhren auf diese Strecke.
Und wurden nach kurzer Zeit dafür auch belohnt!
Direkt vor uns tauchten Giraffen auf!
Wie geil war das denn!
Unsere ersten Giraffen hatten wir am vorigen Tag gesehen, aber da trennte uns noch ein Zaun voneinander.
Jetzt standen wir ihnen direkt gegenüber!
Wir waren restlos begeistert!
Vor allem hielten sich hier mehrere dieser Geschöpfe auf, sie standen links und rechts unseres Weges.
So kam jeder von uns in den Genuss, von seinem Sitz aus die Giraffen beobachten und fotografieren zu können.
Der kleine Loop wurde dann immer sandiger, wir fuhren nur noch schrittweise weiter,
weil wir durch den aufgewirbelten Sand teils kaum mehr was sahen.
Und kaum zu glauben: Obwohl die Giraffen so groß sind, sieht man sie nicht immer gleich auf den ersten Blick.
Wir konnten uns fast nicht loseisen von diesen Tieren.
Aber wir wollten noch den Märchenwald erreichen, also gings dann weiter.
Und immer wieder Webernester in den Bäumen:
Die Markierungssteine im Park.
Bei einigen musste man schon ganz genau hinschauen, um die Inschriften noch lesen zu können!
Neues Tier für uns- eine Riesentrappe:
Den Fairytale Forrest fanden wir dann nicht aufregend.
Mehr als paar kahle Bäume gabs dort nicht zu sehen. Da ärgerten wir uns etwas, dafür extra den langen Weg gefahren zu sein.
Also sofort umgedreht und den Rückweg eingeschlagen.
Da schauten wir lieber noch paar Zebras bei ihrem Treiben zu.
Die liebten wir jetzt schon immer mehr, weil bei denen in der Gruppe einfach immer etwas los war.
Und dann der Versuch, einen Sekretär im Bild festzuhalten:
Gerade hatten wir im Auto noch beim Durchblättern des Parkheftes diesen Vogel gesehen und gesagt,
dass es cool wäre, solch einen zu entdecken. Wir fanden allein den Namen "Sekretär" schon lustig. Und prompt lief einer neben uns her.
War halt nur bisschen zu schnell für uns :-D
Wir erreichten die asphaltierte Straße kurz vorm Anderson Tor,
wo uns zum Abschluß unseres ersten Tages im Park noch mal eine Giraffe über den Weg lief.
Und das im wahsten Sinne des Wortes:
Bei der Ausfahrt wurden wir wieder kontrolliert.
Jetzt wurde auch ein Blick in unseren Kofferraum und Kühlbox geworfen.
Wir hatten nichts zu verbergen, also "Bitte schön!"
Wieder an unserem Campingplatz angekommen, waren wir die einzigen im hinteren Teil des Platzes.
Schnell die Zelte aufgebaut und Minuten später haben sich die Männer in den Pool verabschiedet.
Am Himmel zogen recht dunkle Wolken auf. Hoffentlich kam es später nicht so runter wie es gerade aussah!
Stephanie erspähte hinter dem Zaun vom Campinggelände eine Schildkröte und rief mich zu sich.
Ich solle unbedingt die Kamera mitbringen!
Wieso sagt man immer, dass Schildkröten so langsam wären??? Wir konnten genau einen schnellen Schnappschuss machen, bevor die Schildkröte unseren Blicken entschwunden war. War schon faszinierend, wie schnell sie über den Sandwall geklettert und im Dickicht verschwunden war.
Während die Jungs also im kühlen Nass plantschten, verbrachten wir Mädels die nächste Stunde an der Rezeption
mit dem freien Internetzugang ;-P
Die Männer gesellten sich später zu uns und jeder versorgte sich mit den neuesten Nachrichten.
Wir hatten noch einmal eine Bestätigung von unserem Autovermieter erhalten, dass mit Stephanies Strafzettel alles geregelt sei.
Wir nahmen uns vom Shop noch eine große Tüte crushed Ice mit, um unsere neu gekauften kalten Getränke noch weiterhin kühl zu halten.
Wenn es am Campingplatz crushed Ice zu kaufen gab, wandelten wir immer unser Wasch- in ein Eisbecken um.
In unserer Kühlbox lagen noch frische Garnelen aus der Metzgerei in Swakopmund. Also grillten wir mal nicht sondern kochten uns ein leckeres Rissotto mit Garnelen. Mal etwas Abwechslung zum Grillen! War dann auch sehr lecker!
Lediglich bei der Menge hatte ich mich wohl ein wenig verschätzt...
Gut, dass wir paar Tupperdosen im Gepäck hatten!
Moritz freute sich aber, dass er nun morgen unterwegs was leckeres zu Essen haben würde ;-)
Diesen Abend blieb es glücklicherweise ruhig in der Nachbarschaft.
Wir spielten mal wieder Phase 10, bevor wir uns gegen 11 in die Betten verabschiedeten.
Kaum war bei uns auf dem Platz das Licht aus und wir lagen oben in den Zelten, kam eine Giraffe zum Wasserloch.
Schönes "Fernsehprogramm" vorm Einschlafen :-)
In der Nacht gab es erneut Schlafunterbrechungen für uns, weil es relativ stürmisch wurde. Da pfiff der Wind ganz schön um die Zeltplanen.
Und dann wurden wir noch einmal geweckt von einem Regenschauer. Da wir unsere Fenster hochgerollt hatten, tröpfelten uns nun Regentropfen ins Gesicht. Fenster geschlossen und weitergeschlafen. Bei trockenem Wetter ist das Campen deutlich angenehmer ;-)