Kurz vor 8 bin ich aufgestanden. Es herrschte noch eine herrliche Ruhe.
Ich schnappte mir die Kamera und lief zum Felsen in der Hoffnung, dass die Klippschliefer auch am Morgen vom Felsen kommen würden.
Das taten sie auch. Sie liefen zu den Bäumen und Sträuchern und knabberten dort an den Blättern.
Es war richtig spannend, sie zu beobachten.
Ein bis zwei Tiere blieben immer auf den Felsen sitzen und behielten die Gegend im Auge.
Beim kleinsten Rascheln oder Bewegung gaben sie von ihrem "Hochsitz" aus einen Pfeifton von sich
und alle anderen Tiere kamen daraufhin blitzschnell zu den Felsen gelaufen und verschwanden dort in den Felsspalten.
Das war faszinierend anzuschauen. Einige der Tiere kletterten auch auf die Bäume.
Bei den Pfiffen ließen sie sich dann einfach von den Bäumen plumpsen und rannten weg.
Das ging jedes Mal total schnell. Stephanie und Moritz leisteten mir irgendwann Gesellschaft und wir beobachteten gemeinsam.
Mittlerweile waren auch die Kinder unserer Nachbarn aufgestanden. Schade, denn sie tobten wieder dermaßen laut umher,
dass sich die Klippschliefer irgendwann komplett zurückzogen. Und somit auch Stephanie und Moritz. ;-)
Ich blieb noch etwas am Felsen stehen, schließlich tummelten sich dort noch paar Echsen,
denen der Lärm wohl nichts auszumachen schien.
Bis Stephanie zu mir geeilt kam, mich am Arm packte und zu unserer Camp Site zog.
"Pssst, komm ganz schnell mit! Bei uns sitzt einer der Vögel, die du fotografieren wolltest!"
Yes, über unseren Platz stolzierte tatsächlich Zazu!
Naja, nicht ganz. Zazu aus dem Film König der Löwen ist ein Rotschnabeltoko.
Und hier saß ein Gelbschnabeltoko. Egal, für uns war er Zazu! :-D
Oh, da war uns am Abend wohl ein Stückchen unserer Salzbrezeln auf den Boden gefallen.
Im Baum tauchte nach kurzer Zeit noch ein zweiter Toko auf.
Großartig, wir konnten wieder mal ein Tier von der Liste in unserem schlauen Buch abhaken!
Wir ließen uns heute morgen für alles sehr viel Zeit. Nachdem unsere zweite Nacht eh nicht storniert und rückerstattet wurde,
mussten wir nicht schon gegen 10 von unserem Stellplatz verschwunden sein. Die Familie neben uns packte zusammen und verschwand
und somit herrschte auf diesem Teil des Platzes endlich wieder eine herrliche Ruhe. Wir frühstückten ganz gemütlich.
Gegen halb 11 packten dann auch wir zusammen. Als alles verstaut war, fiel Stephanie ein, dass sie ihre Trinkflasche noch nicht aufgefüllt hatte.
Also noch mal Gepäck aus dem Kofferraum ausgeräumt, um an unseren Wasservorrat zu kommen.
Bäda war seeehr begeistert! :-D
Nach dem Auffüllen ihrer Trinkflasche packten wir unsere Sachen erneut ins Auto.
Als wieder alles verstaut war, kam ich um die Ecke:
"Äh, sorry Bäda, ich hatte meine Trinkflasche auch noch nicht aufgefüllt!" :-DD
Bädas Gesicht- einfach göttlich! Ich schaffe es nicht oft, ihn zu verarschen, aber da fiel er tatsächlich voll darauf rein!
Natürlich war meine Flasche bereits aufgefüllt! Wir lachten Tränen!
Vor uns lagen dann gute drei Stunden Autofahrt bis zum Eingang des Etosha-Nationalparks,
wo unsere nächste Camp Site lag. Um uns unterwegs ein wenig die Füße vertreten zu können,
wählten wir einen kleinen Umweg, der an der Vingerklip vorbeiführte.
Die Vingerklip (Fingerklippe) ist ein auf einem Hügel freistehender Felsen,
der circa 35 Meter hoch ist. Noch zumindest. Denn irgendwie wirkte das ganze Gebilde schon recht fragil.
Eine sehr abenteuerliche Offroad-Strecke führte uns bis direkt unterhalb des Felsens.
Vor allem der letzte kleine Anstieg war so steil, dass mir im Auto schon ganz anders wurde!
Aber Fahrspuren und ein Straßenschild verrieten uns, dass wir auf dem richtigen Weg waren.
Wir hatten Glück, dass außer uns grade keiner anwesend war.
Den Hügel durfte man erklimmen, das Besteigen der Felsnadel war jedoch verboten. Aber das hatten wir eh nicht vor.
Wobei Stephanie und Moritz noch nicht mal auf den Hügel steigen wollten.
Bäda stiefelte sofort los. Ich überlegte kurz, gemeinsam mit den beiden im kühlen Auto zu warten,
aber schließlich siegte doch meine Neugier. Ich wollte ebenfalls den Blick von oben hinab erleben.
Also kraxelte ich Bäda hinterher. Nichtsahnend, dass die Treppe hinauf total demoliert war.
Vom Geländer nur noch paar Pfähle vorhanden, einige der Steinstufen zerbröselt.
Dann hörte die eigentlich vorher schon nicht vorhandene Treppe komplett auf.
Bäda kletterte bis zum Fuß des Felsens hinauf, mir war der letzte Teil des Weges zu rutschig und meine Höhenangst meldete sich auch.
Also war für mich an diesem Punkt Endstation. Aber immerhin schaffte es einer von uns bis hoch.
Da unten stand unser Auto:
Wieder am Auto warteten in unserer Kühlbox kalte Getränke als Belohnung auf uns.
Juchhu!
Dann mussten wir die holprige Strecke natürlich wieder retour fahren.
Angefangen bei dem steilen Anstieg beziehungsweise jetzt Abhang.
Der war so steil, dass ich wirklich etwas Angst hatte, der Wagen könnte sich überschlagen.
Moritz amüsierte sich köstlich darüber, dass ich also hinten im Auto saß und mir die Augen zuhielt! :-D
Ich machte drei Kreuze, als wir wieder die normale staubige Schotterstraße erreichten.
Der Weg zog sich dieses Mal ganz schön hin, wir fanden die Strecke recht langweilig und eintönig.
Unterwegs versuchten wir, mit unserer nächsten Unterkunft zu telefonieren um nachzufragen, ob es für die Nacht einen freien Stellplatz gab.
Wie gesagt, wir versuchten es! Sehr lange Zeit gab es einfach kein Telefonnetz, um telefonieren zu können.
Erst eine halbe Stunde vor Ankunft laut unserem Navi klappte es mit einer Verbindung.
Es wäre überhaupt kein Problem bereits früher anzureisen, wir sollten einfach kommen. Großer Vorteil der Nebensaison!
Dieses Schild warnte uns dann zwar vor Warzenschweinen, aber wir bekamen leider kein einziges zu sehen.
Dann zeigte unser Navi endlich in paar hundert Metern unser Ziel an.
Wir fuhren auf dieser Asphaltstraße also voller Vorfreude auf unsere Ankunft, als plötzlich einer von uns schrie:
"Eine Giraffe!"
Wie??? Wo??? Was???
Totale Aufregung bei uns im Auto! Wir mussten umdrehen und noch mal ein Stück zurückfahren!
Glücklicherweise war in dem Moment so gut wie kein Verkehr auf der Straße, so dass wir problemlos kehrt machen konnten.
Wir hielten dann am Straßenrand und entdeckten sie. Oder entdeckten die Giraffen uns???
Wir waren allesamt voller Glücksgefühle, als wir unsere ersten Giraffen sahen!
Was für tolle Tiere!
Kurze Zeit später dann Ankunft in der Etosha Trading Post.
Dort gab es auch eine Tankstelle, so dass Bäda als erstes gleich den Wagen auftanken ließ.
Stephanie und ich gingen derweil zur Rezeption, um uns anzumelden.
Dort stand am Eingang ein Ranger, grimmig drein schauend, voll ausgerüstet mit Waffe und Schlagstock.
Nicht unbedingt das, was man als erstes am Urlaubsdomizil sehen möchte.
Später erfuhren wir, dass die Sicherheitsmaßnahmen wegen Wilderern, nötig waren.
Die Anmeldung war ziemlich zeitintensiv. Ok, sie mussten schliesslich auch noch eine Nacht dazubuchen ;-P
Mittlerweile waren wir das langsame Arbeiten hier aber schon gewöhnt und amüsierten uns darüber.
Wir bekamen Campsite Nummer 5 zugewiesen und fuhren dahin. Von Anfang an waren wir sehr begeistert von dem kompletten Camp.
Nur mit der Nummer 5 waren wir nicht vollends zufrieden, irgendwie fanden wir dort keine wirklich geeignete ebene Stelle, um das Auto zu parken.
Um uns rum waren alle anderen Stellplätze noch frei. Also gings noch mal zurück zur Rezeption und wir fragten nach, ob wir auch die Nummer 6
beziehen könnten. Bei dieser Nachfrage stellten wir fest, dass sie dort überhaupt kein richtiges Buchungssystem hatten. Keiner konnte sagen,
wann welche Stellplätze belegt waren. Aber die erste Nacht konnten wir auf die Camp Site Nummer 6. Na also!
Nummer 6 war der hinterste Stellplatz auf dem Areal und lag genau gegenüber eines beleuchteten Wasserlochs.
Wir freuten uns schon riesig auf die Nacht! Aber erst mal hieß es: Zelte aufbauen.
Jeder Stellplatz hatte sein eigenes Duschhäuschen mit Außenküche.
Und auch dieses Häuschen hatte seinen ganz eigenen Charme.
Wir waren restlos begeistert!
Heutiger Ausblick aus dem Schlafzelt, direkt aufs Wasserloch:
Im Gebäude der Rezeption gab es zudem einen kleinen Supermarkt, der das nötigste zur Selbstversorgung anbot und eine Theke,
wo man kleine warme Snacks bekommen konnte. Stephanie und Moritz waren von diesem Angebot hellauf begeistert.
Vorm Haus standen einige Bänke mit Tischen.
Dort zog es uns nach unserem Zeltaufbau wegen des freien W-LAN Zugangs hin. Wir kauften uns kalte Getränke und checkten allesamt unsere Emails und die neuesten Nachrichten. Ich sah, dass wir zwei Tage zuvor eine Nachricht von unserer Autovermietung erhalten hatten.
Sie waren dort über Stephanies Strafzettel informiert worden und fragten uns in der Email, ob alles ok wäre.
Wir sendeten eine kurze Antwort, dass wir das Bußgeld noch am selben Tag bei der Polizeidienststelle in Swakopmund entrichtet hatten.
Thema erledigt, Getränke niedergemacht, also auf zum Pool!
Da tummelte sich gerade keiner außer uns, somit hatten wir ihn für uns ganz allein.
Suuuper! Wir genossen das kühle Nass in vollen Zügen!
Hier gefiel es uns wirklich ausgesprochen gut, was für ein schöner Campimgplatz!
Ein Stück hinter dem Pool gab es noch eine große Stellfläche für Camper mit Gemeinschaftsduschen.
Die Stellplätze waren günstiger als die mit eigenen Waschhäusern.
Zurück vom Pool an unserem Stellplatz war ein abgestorbener Baum direkt neben uns von einigen Vögeln besetzt.
Während ich schnell die Kamera holte, diskutierten wir derweil, ob der eine Vogel tatsächlich so eine lange Schwanzfeder hat.
Das war von unserem Standpunkt aus nicht so wirklich ersichtlich. Und kaum hatte ich auf den Auslöser gedrückt, gab es ein Rascheln unterm Baum.
Die Vögelchen flogen allesamt auf und davon! Schade! So blieb uns nur der unscharfe Schnappschuß. Aber immerhin klärte der uns später auf,
dass es sich tatsächlich bei dem einen gefiederten Kerl um eine sehr lange Schwanzfeder handelte. Ganz schön imposant!
Unsere schlauen Hefte wiesen uns den Vogel als Königswitwe aus. Er blieb der einzige dieser Art, den wir sahen.
Wir bereiteten dann so langsam unser Abendessen vor.
Natürlich wurde wieder gegrillt.
Die Steaks aus der Metzgerei waren wieder mal ein Träumchen!
Schade, dass es schon die letzten waren...
Uns gegenüber musste noch eine Lodge sein.
Von dort dröhnte seit dem späten Nachmittag laute Musik, Gelächter, Geschnatter zu uns herüber.
Je später der Abend wurde, umso mehr stieg der Lautstärkepegel.
Also Karten raus, an Schlafen war bei diesem Krach eh nicht zu denken.
Nächste Runde Phase 10 Master wurde gezockt.
Wir waren dann irgendwann schon ziemlich angepisst, hatten wir uns doch so drauf gefreut, in der Nacht das vor uns liegende Wasserloch
beobachten zu können. Nun waren wir uns sicher, dass sich bei diesem Lärm kein einziges Tier an der Wasserstelle einfinden würde.
Noch dazu ließ die Musik, die gespielt wurde, für unsere Ohren stark zu wünschen übrig!
Da lief Helene Fischer rauf und runter ebenso wie Ute Freudenberg mit dem DDR-Oldie "Jugendliebe".
Aber den Sprachfetzen nach zu urteilen, die uns erreichten, handelte es sich nicht um Deutsche sondern Holländer.
War uns aber eigentlich egal woher sie kamen, Hauptsache, sie würden endlich Schluss machen und zu Bett gehen, damit Ruhe einkehrte!
War leider nicht so schnell der Fall. Wir zogen uns schließlich gegen Mitternacht total genervt in unsere Zelte zurück und bekamen dann als "Einschlaflied" noch gefühlte 50x die Jugendliebe um die Ohren geballert! Dieses Lied wird demnächst keiner mehr von uns hören können!
Irgendwann fielen wir dann doch in leichten Schlaf und auch die Feiermeute hatte sich wohl endlich schlafen gelegt.
Ich schreckte durch ein Geräusch auf, blickte durch unser Fliegengitter und sah sie dann in der Dunkelheit am Wasserloch stehen:
Giraffen!!!
Ach war das toll!
Durch unsere beiden Zelte flogen Flüsterfetzen hin und her. Wir waren nun alle wieder wach!
Gespannt klebten wir mit unseren Nasen an den Zeltfenstern und beobachteten diese Tiere.
War das aufregend!
Es kamen schließlich 6 Giraffen. Sie bewegten sich sehr vorsichtig durch die Dunkelheit.
Es tranken nie alle Tiere gemeinsam. Ein Teil beobachtete die Gegend, während die anderen tranken.
Danach wechselten sie sich ab. Total interessant!
Mit diesen Eindrücken schliefen wir dann allesamt glücklich ein.
Campingplatz:
Etosha Trading Post
Individual Camp Site mit eigenem Sanitätshäuschen 13.- Euro pro Person und Nacht