So schön wie diese Wohnung auch am Meer lag, es war dadurch wahnsinnig laut.
Die Fenster konnten das Tosen des Atlantiks nicht wirklich schlucken. Selten kam mir Meeresrauschen so laut vor, wie in dieser Wohnung.
Prompt war ich dadurch bereits gegen 05.00 Uhr morgens wach. Immerhin konnte ich so auf dem Handy mal alle Nachrichten aufarbeiten.
Das Internet war um diese Uhrzeit richtig flott.
Nachdem später alle aufgestanden und mit der Morgentoilette fertig waren, frühstückten wir gegen halb 11 ganz gemütlich.
Wagman-Frühstückszeit! ;-)
Mittlerweile spürten wir zum Unmut von Bäda und den Kindern nichts mehr vom flotten internet, die Leitung war total lahm bis sie sogar ganz versagte. Also Influencer hätten es wohl schwer in diesem Land ;-P
Dann noch schnell eine neue Ladung Wäsche in die Waschmaschine verfrachtet und wir waren bereit zur Abfahrt.
Wir wollten einen Ausflug nach Cape Cross machen.
Von unserer Unterkunft aus waren es ca 116 km. Die asphaltierte Straße führte nahezu komplett geradeaus entlang der Küste.
Unser Ziel waren die Bewohner des Gebietes. Das Cape Cross Seal Reserve sollte die Heimat von Tausenden von Robben sein.
Gleich hinter diesem Eingangstor befand sich ein größerer Komplex mit sanitären Anlagen und ein kleines Häuschen,
worin sich das Büro und die Anmeldung befand. Wir kauften uns das benötigte Permit,
für 4 Personen und 1 Auto = 650 Namibische Dollar also ca 31.- Euro.
Danach mussten wir noch ein ganzes Stück weiterfahren, bis wir am Parkplatz bei den Robben landeten.
Als wir aus dem Auto stiegen, sahen wir nicht nur die unzählig vielen Robben, wir rochen sie auch!
Ein unheimlicher Gestank lag in der Luft!
Aber unsere Nasen gewöhnten sich relativ schnell an diesen "Duft",
es wurde mit der Zeit wirklich erträglicher.
Egal in welche Richtung wir schauten, wir sahen überall nur Robben!
Das war der Wahnsinn!
Am Strand lagen sie neben- und übereinander!
Es gab keinerlei Zäune oder sonstige Absperrungen. Wir konnten uns auf dem Strand frei bewegen,
also zumindes soweit, wie die Robben uns vorgaben, wohin wir gehen konnten und wohin nicht. ;-P
Wir wollten die Tiere nicht bedrängen, schauten, dass wir immer genug Abstand zu ihnen hatten.
Selbst im Meer wimmelte es vor schwarzen Punkten. Sie waren einfach überall!
Es war faszinierend, soviele Tiere in die Wellen springen zu sehen.
Kurz hinter dem Parkplatz begann ein großer langer Steg, der über den Strand führte.
Die Holzkonstruktion wurde jedoch an manchen Stellen auch von Robben in Besitz genommen.
Als wir näher kamen, trollten sie sich aber vom Steg.
Da hatten sich von den seitlichen Streben einige unten gelockert, so dass die Tiere die Holzlatten
mit dem Kopf zur Seite schieben und dort durchschlüpfen konnten.
Es waren auch einige Jungtiere unterwegs, die noch ziemlich tapsig daher gerobbt kamen:
Von der Hitze der Wüste war an der Küste nichts mehr zu spüren.
Die Temperatur schwankte seit gestern in Swakopmund nur noch zwischen 16 und 20 Grad.
Wir benötigten hier wirklich unsere Jacken.
Es herrschte eine ständige Geräuschkulisse.
Die Robben machten lautstark auf sich aufmerksam :-D
Wir liefen den kompletten Holzsteg ab.
Von dieser kleinen Erhöhung über den Strand konnten wir wunderbar die Tiere beobachten.
Als wir den Rückweg antraten, stellte sich uns urplötzlich dieser Kerl in den Weg.
Der sah es so gar nicht ein, sich zu schleichen und uns vorbeizulassen.
Sobald wir ihm zu nah kamen, stellte er sich auf und blökte uns rotzfrech an.
Es war kein Vorbeikommen möglich. Bäda und Moritz war die Warterei irgendwann zu blöd.
Die beiden drehten um und sprangen weiter hinten über den Zaun und bahnten sich über den Strand einen Weg durch die dort liegenden Robben.
Aber habt ihr das Geländer gesehen, wie vollgeschissen das war???
Für Stephanie und mich war das über die Brüstung klettern daher überhaupt keine Option! ;-P
Wir versuchten unser Glück weiter auf dem Steg. Gingen immer wieder mal auf die Robbe zu in der Hoffnung,
sie würde sich endlich trollen. Sah sie natürlich gar nicht ein! Was für ein Platzhirsch! :-D
Uns kam dann ein Engländer entgegen, der unser Dilemma sah. Außerdem wollte er selber auch auf den Steg weiterlaufen.
Er stellte sich nun mit wilden Drohgebärden vor die Robbe. Beim ersten Versuch brachen wir dabei alle erst mal in Lachen aus.
Der zweite und dritte Versuch wurde dann ernsthafter und die Robbe verstand, es war Zeit für sie, sich an den Strand zu verziehen.
Der Steg war wieder frei!
Inmitten der vielen Robben gabs auch noch etwas Geschichte:
Der portugiesische König Johann II. beauftragte 1484 den Seefahrer und Entdecker Diogo Cão auf der Suche
nach einem Seeweg nach Indien entlang der Westküste Afrikas auch in bisher unentdeckte Regionen vorzustoßen.
Im Januar 1486 betrat der Portugiese schliesslich als erster Europäer die Landspitze am Cape Cross
und errichtete dort ein Steinkreuz. Dieses Kreuz ist eine Nachbildung.
Wir hätten noch stundenlang die Tiere weiter beobachten können,
traten trotzdem langsam den Rückweg an.
Auf der Strecke zurück nach Swakopmund kamen wir an paar Souvenirständen mit Salzkristallen vorbei.
Verkäufer gab es weit und breit keine, es standen überall nur Blechdosen zur Selbstzahlung auf den Tischen.
Wir hielten an einem der Stände kurz an, ohne aber etwas zu kaufen.
Hier entlang der Küste kamen uns immer wieder Autos entgegen, die aus der Entfernung etwas merkwürdig aussahen.
Vorn von der Stoßstange weg ragten lange dünne Stangen nach oben. Bei näherer Betrachtung sahen wir, dass die langen Stangen Angeln waren!
Die Halterungen dafür waren jeweils am Vorbau der Autos befestigt. Irre!
Endlich kam am Nachmittag die Sonne etwas zum Vorschein!
Mitten auf der Strecke gab es dann eine Polizeikontrolle. Stephanie war an diesem Tag unsere Fahrerin.
Wir fuhren also auf die Straßenabsperrung zu.
Stephanie: "Muss ich da jetzt halten?"
Kurze schnelle Blicke flogen durchs Auto. Das hat sie jetzt nicht tatsächlich gefragt??? Oder???
Es war die P O L I Z E I !!! Natürlich musste man da anhalten!
Während Stephanie vom Gas ging, wurde sie verdächtig ruhig.
Wir hielten bei der Absperrung, der Officer grüsste freundlich und wollte die Papiere des Autos und Stephanies Führerschein sehen.
"Oh, den habe ich nicht dabei! Der liegt in der Wohnung!"
STEPHANIE!
Was hatte uns Andrea gleich am ersten Tag bei unserer Abholung gesagt? Was sagte uns später Robbie auch noch mal?
"Unbedingt immer den Führerschein dabei haben!"
Stephanie musste den Officer zum Polizeiwagen begleiten.
Wir anderen drei warteten im Auto und waren total genervt von der Aktion.
Sie wollte unbedingt bei diesem Ausflug das Auto fahren und nahm aber ihren Geldbeutel mit dem Ausweis nicht mit.
Gut, dass auch die Polizeibeamten in Namibia nicht die schnellsten waren. Stephanie verbrachte recht viel Zeit an dem Polizeiwagen.
Wichtige Zeit, wo auch die Stimmung in unserem Auto wieder entspannen konnte. ;-)
Als sie dann wieder zu uns kam, hatte sie einen Zettel dabei, mit dem sie sich bei der nächsten Polizeistation melden musste, um Ihre Strafe zu bezahlen. Das waren 500 namibische Dollar. Wenn sie die Strafe nicht binnen eines Monats bezahlte, würden 1.000 Namibia Dollar draus werden.
Und wenn sie gar nicht bezahlte, drohte sogar Gefängnis!
Also beschlossen wird, das gleich am selben Nachmittag noch zu erledigen.
Aber als nächstes hielten wir erst noch kurz an einem Schiffswrack, welches schon auf der Hinfahrt nach Cape Cross unser Interesse geweckt hatte.
Es handelte sich um die Überreste der 2008 gesunkenen Zeila.
Die heftige Brandung an dieser Küste ist für Schiffe seit jeher sehr gefährlich.
Der über 500 Kilometer lange Küstenabschnitt von Swakopmund bis zur nördlichen Grenze von Namibia heißt nicht umsonst Skeleton Coast.
Der Name leitet sich von den vielen Schiffsskeletten ab, die dort gestrandet und zu finden sind.
Am Strand bei diesem Wrack lungerten einige nicht gerade vertrauenserweckende Personen rum.
Wir fühlten uns etwas unbehaglich, stiegen daher nicht aus dem Auto aus, drehten gleich wieder um und fuhren weiter.
Zurück in Swakopmund steuerten wir also gleich das Polizeirevier an.
Moritz begleitete Stephanie, als moralische Unterstützung. Bäda und ich warteten im Auto.
Wir hatten uns schon mal geistig auf eine sehr lange Wartezeit eingestellt und waren dann überrascht,
als die beiden doch recht zügig wieder aus dem Gebäude kamen.
Sie hatte ihre Strafe von umgerechnet ca 32.- Euro gezahlt, die Angelegenheit war somit geklärt!
Dachten wir zu diesem Zeitpunkt zumindest!
Somit wurde es Zeit, endlich was essen zu gehen.
Wir hatten entdeckt, dass es auch in Swakopmund ein Ocean Basket-Restaurant gab, da es eine Restaurantkette war.
Nachdem es uns bei dieser bereits in Windhoek gut geschmeckt hatte, entschieden wir uns dafür.
Vorm Restaurant telefonierte Bäda noch mit Robbie vom Autovermieter, weil unser Wagen etwas seltsame Geräusche machte.
Die beiden tauschten paar Infos übers Auto aus und am Schluß mutmaßte Robbie, dass es wohl lediglich daran lag, dass wir vergessen hatten,
die Allrad-Funktion auf den asphaltierten Straßen wieder abzuschalten.
Er behielt damit wohl recht, denn die Geräusche tauchten ab da nicht mehr auf.
Die Wahl des Restaurants stellte sich für uns als Glückstreffer raus.
Wir wurden von einem supernetten witzigen Ober bedient und das Essen war ein absoluter Genuß!
Während wir noch dort am Tisch saßen, beschlossen wir bereits, am nächsten Tag auch wieder da essen zu gehen.
Später nach dem Essen legten wir noch einen kleinen Fotostopp in der Stadt ein.
Das Hohenzollernhaus, wohl eines der prunkvollsten Gebäude der Stadt:
Es wurde zwischen 1904-1906 vom Thüringer Hermann Dietz entworfen und erbaut.
In dem ehemaligen Hotel befinden sich heute Eigentumswohnungen.
Bäda wiederum hatte mit dem Hohernzollerhaus nichts am Hut,
sein Interesse galt diesem Haus:
Warum wohl? ;-P
Wir sammelten noch paar Stadteindrücke und fuhren anschließend heimwärts.
Wieder in unserer Garage checkten wir noch mal unseren Auto-Aufbau.
Auch von oben hatte es während der heutigen Fahrt ein dröhnendes Geräusch gegeben, welches in den ersten Tagen nicht ertönte.
Wir fanden nun recht schnell die Ursache. Dadurch, dass wir die Leitern abmontiert hatten, hatten die Schutzhüllen der Zelte mehr Spiel.
Während der Fahrt sammelte sich dort nun der Wind und zerrte an den Hüllen. Wir sahen, dass es dadurch bereits eine Naht geöffnet hatte.
Ok, wir mussten uns also morgen dringend um Reparaturzeug kümmern.
Von der Dachterrasse unserer Wohnung konnten wir danach noch den Sonnenuntergang beobachten:
Am Abend zockten wir bei kühlem Bier noch etwas. Phase 10 Master wurde auch noch Bäda beigebracht.
Es könnte zu einem Familien-Lieblingsspiel avancieren...