Wie erwartet waren wir allesamt durch den Jetlag seeehr früh wach. Ich drehte bereits vor 6 Uhr morgens eine kleine Runde um unser Hotel. Auf Grund der hohen Hotelpreise mitten in San Francisco hatten wir uns für das "Vagabond Inn" in der Nähe des Flughafens entschieden. Über die Lagune hinweg sahen wir direkt auf die Start- und Landebahn. Es war ein geiler Ausblick und trotz der Nähe zum Flughafen war nicht allzu viel vom Fluglärm zu hören.
Im Übernachtungspreis war ein Frühstück inkludiert, von welchem wir gern Gebrauch machten.
Nicht zu glauben, aber gegen 7 saßen wir bereits komplett im Frühstücksraum! ;-P
Und für ein "kostenfreies" Frühstück war es wirklich super! Es gab sogar Rührei und Speck sowie Waffeln zum selber backen.
Gut gestärkt starteten wir in den Tag!
Als erstes stand ein Besuch auf der ehemaligen Gefängnisinsel Alcatraz auf dem Programm. Dafür hatten wir uns bereits im Vorfeld Tickets für eine Tour gebucht. Eigentlich wäre mein Wunsch eine Abendtour gewesen, weil man bei dieser auch die Krankenstation zu sehen bekommt. Aber dadurch, dass wir uns so spät erst dazu entschlossen diesen Urlaub wirklich anzutreten, waren die Abendtouren bereits ausverkauft :-( Ebenso wie die ersten Fahrten am Morgen. Somit sollte unsere Überfahrt 09.10 Uhr mit dem zweiten Schiff starten.
Es wurde also Zeit Richtung San Francisco aufzubrechen.
Das Wetter war leider nicht so der Hit, aber Hauptsache, es regnete nicht.
An den Piers entlang ging es zur Ablegestelle zur Alcatraz-Tour. Direkt daneben fanden wir ein Parkhaus, welches allerdings $40 für ein Tagesticket verlangte. Wir hatten noch Zeit, so dass wir nicht gleich hineinfuhren sondern erst mal weiterschauten. Und siehe da, zwei Seitenstraßen weiter, ein kleines Stück entfernt von den Piers, kostete uns das Tagesticket im bewachten Parkhaus nur noch $20!
Nach einem kurzen Fußmarsch kamen wir am Pier 33, der Abfahrtsstelle an. Es erwartete uns eine große Menschentraube, die minütlich anwuchs. Jedem, der die Insel mal besuchen möchte sei also empfohlen, sich weit im Voraus Tickets zu buchen. Auch waren wir froh, uns gleich eine der ersten Touren gebucht zu haben, so hielt sich die Wartezeit noch in Grenzen. Schnell fanden wir die Schlange, wo wir uns mit unseren Tickets anstellen mussten. Und da standen wir nun...
Es ging eine ganze Weile überhaupt nichts vorwärts, so dass Stephanie beschloss, derweil noch eine Toilette aufzusuchen. Und wie sollte es anders sein? Sie war weg und in unsere Schlange kam Bewegung... Kurz vor der Ticketkontrolle kam sie endlich zurück und wir mussten sie noch zu einem kleinen Sprint animieren, um gemeinsam durch die Kontrolle zu kommen :-D
Endlich gings los und wir enterten das Schiff.
Es blieb trüb und nebelig und so verschwanden einige Häuser der Skyline unter den Wolken.
Nach ein paar Minuten steuerten wir bereits Alcatraz an.
So von weitem hat die Insel fast was Idyllisches...
Wir schnappten uns einen Plan des Terretoriums und stiefelten schnellen Schrittes los,
um an der Menschentraube vom Schiff vorbeizukommen.
Man läuft über einen ansteigenden Weg zum eigentlichen Hauptgebäude mit den Zellen.
Dabei passiert man erst mal die ehemaligen Wohngebäude der Wärter und Angestellten sowie Wirtschaftsgebäude,
einen schön angelegten Garten, den Maschinenraum und Wassertank.
Einige der Gebäude bestehen leider nur noch aus Ruinen.
Im Zellenblock erhielten wir jeder einen Audioguide, der uns auf Deutsch eingestellt wurde.
Den nun folgenden Rundgang kann man also ganz allein im eigenen Tempo durchlaufen. Ich fand das super.
Noch vor der Audiogeräte-Ausgabe passiert man die Wäscheausgabe für die Gefängniskleidung.
Man durchläuft den ganzen Track also genauso wie die Häftlinge bei ihrer Einlieferung damals.
Das ist der "Broadway", der mittlere Hauptgang des Gefängnisses. 3 Etagen mit Zellen übereinander. Jeder neu eingelieferte Häftling musste nach seiner Einweisungsprozedur diesen Gang entlang laufen. Im Audioguide erzählen auch einige frühere Insassen von Alcatraz ihre Erfahrungen. Hierbei berichteten sie, dass es für die meisten eine Tortur gewesen sei, diesen Gang entlangschreiten zu müssen, wobei die anderen Häftlinge in ihren Zellen an den Gitterstäben hingen, um die neuen dementsprechend zu "begrüßen".
Man bekommt schon ein beklemmendes Gefühl, wenn man hier steht. Vor allem, wenn man abwartet,
bis sich einige Besucher weiter begeben und man dann allein zwischen den Zellen steht ;-P
Zu sehen gab es dann auch noch "das Loch". Einzelzellen mit überhaupt keinem Inventar, ohne Fenster und dunklem Boden.
Wurden dort die Türen geschlossen, war es innen stockdunkel. Das Essen kam nur durch einen Schlitz.
In diese Zellen wurden Häftlinge tage- oder wochenlang zur Bestrafung gesteckt.
Unser Leo musste auch mal testen, wie es sich hinter Gittern anfühlt...
Alle Fakten und verschiedene Geschichten werden recht kurzweilig auf dem Audioguide erzählt.
Manches hörte sich recht erschreckend an und hatte etwas Gruseliges. Aber man darf auch nicht vergessen,
auf Alcatraz saßen nur richtig schwere Jungs ein, die mehr als nur ein Diebstahl auf dem Kerbholz hatten.
Natürlich wurde auch ausführlich vom Ausbruch dreier Insassen im Jahre 1962 berichtet, welcher auch verfilmt wurde. Bis heute ist nicht klar, ob die Männer die Flucht überlebten. Moritz meinte, er glaube fest daran, dass sie es lebend an Land geschafft hatten.
Und so war er im darauf folgenden Januar recht begeistert, als die Meldung durch die Presse ging, dass folgender Brief aufgetaucht sei:
"Mein Name ist John Anglin", begann die Nachricht. "Ich bin im Juni 1962 mit meinem Bruder Clarence und Frank Morris aus Alcatraz geflohen." Und: "Ja, wir alle haben es in jener Nacht geschafft, aber nur knapp!"
Die Zeit verflog wie im Flug und wir waren viel länger im Gebäude, als wir anfangs dachten.
Auf dem Rückweg zur Schiffsanlegestelle noch schnell ein Selfie von uns allen:
In einem der vorderen Gebäude auf der Insel war gerade noch eine Ausstellung mit zig Zeitungsartikeln über Alcatraz ausgestellt,
welche uns nicht so interessierte und wir sie so nur kurz durchliefen.
Ein Alcatraz-Shop mit diversen Souvenirs durfte natürlich auch nicht fehlen.
Zum Schluss besuchten wir noch einen der älteren Kellertrakte, den wir wieder total interessant fanden.
Der hatte doch wieder was "schön Schauriges"...
Wieder zurück am Anlegesteg hatten wir Glück, dass gerade ein Schiff zum Übersetzen nach San Francisco bereitlag.
Die Alcatraz-Tour war kein billiger Spaß ( $45 pro Person) , aber für uns jeden Dollar wert. Es war einfach sehr beeindruckend!
Auf der Rückfahrt zum Festland klarte sich das Wetter etwas auf und die Sonne lugte mal kurz hervor.
Schon schaut die Insel von der Ferne freundlicher aus :-)
Wieder an Land zog es uns weiter zum berühmten Pier 39.
Uns taugte es hier voll. Viele kleine Imbissbuden, überall tönte Musik aus den Shops.
Wir schlenderten durch die verschiedenen Shops und durchstöberten das Angebot.
Nachdem es aber aus den verschiedensten Imbissbuden überall so köstlich duftete, beschlossen wir einstimmig, dass es Zeit für einen Mittagssnack wäre. Ich hatte mich bereits vorher am Obststand in verführerisch ausschauende Kirschen verliebt! Der Rest der Bande entschied sich für eine Clam Chowder (eine sahnige Muschelsuppe) im Brottteig. Jeder war begeistert und ließ es sich schmecken!
Anschließend gings also zu besagtem Obststand und wir kauften für mich eine Tüte Kirschen inkl einem Schokodip. Und was soll ich sagen? Ja, die Kirschen waren sooo lecker wie sie aussahen! Allerdings waren es auch die teuersten Kirschen meines Lebens! $20 kosteten die! Hätte ich das vorher gewusst, ich hätte darauf verzichtet...
Einer der Shops war übrigens richtig cool. Hier gab es nur Sachen im Alcatraz-Design.
Hauptsächlich Klamotten. Und diese aber für jede erdenkliche Größe! Ob Groß oder Klein, ob Hund oder Puppe.
Somit war es natürlich gebont, dass unser Leo einen "Escaped from Alcatraz"- Sweater bekommt...
Am nächsten Tag schossen wir dann dieses Foto von ihm, im Hintergrund Alcatraz :-D
Wir wollten dann eigentlich zur Fishermans Wharf weiterschlendern,
aber unsere drei Jungen blieben bei den sich tümmelnden Seelöwen hängen.
Egal, war Urlaub, wir hatten Zeit :-)
Der Weg um diesen Zuschauermagneten ist recht nett angelegt.
Überall hängen große Tafeln mit Wissenswertem über Seelöwen.
Die Sonne lugte weiterhin nur ab und zu raus und die Temperatur hätte wirklich ein bißchen wärmer sein können.
Aber wir wollten nicht motzen, solange es nicht regnete.
Irgendwann landeten wir doch noch an der Fishermans Wharf. Kunterbuntes Treiben hier und leckeres Essen.
Aber wir waren leider noch satt.
Wir bummelten dort einfach nur ziellos durch.
Langsam wurde es dann auch Zeit, den Rückweg anzutreten. Der nächste Programmpunkt wartete!
Wir fuhren zurück zum Hotel, machten uns dort etwas frisch und auf gings wieder!
Unsere Männer wollten sich ihr erstes Footballspiel live in USA anschauen. Die Tickets dafür hatten wir auch schon im Vorfeld online gekauft. Ich hatte durch Zufall eine Aktion bei Groupon entdeckt, wo es einzelne Tickets im Angebot für $20 gab und da hatten wir zugeschlagen. Mich hätte das Footballspiel auch interessiert, aber da Stephanie Null Komma Null Interesse daran hatte, "opferte" ich mich und ging derweil mit ihr shoppen :-)
Es war zwar „nur“ ein Pre-Season-Game (also Vorbereitungsspiel), aber für uns natürlich ein absolutes Highlight, weil wir sowas eben live nur ganz selten zu sehen bekommen werden. Also ab in unseren riesigen Gruppentransporter und die Adresse des Stadions ins Navi eingegeben. Natürlich mit der Zwischensuche auf ein paar Shopping-Malls in der Nähe, damit Stephanie und Annett auch auf ihre Kosten kamen, während die Jungs beim Football weilten. Unser Zielort war das Levis Stadium in Santa Clara. Obwohl unser Hotel schon in der richtigen Himmelsrichtung lag, hatten wir doch fast eine Stunde zu fahren, bis wir am Stadion waren. Das sind schon ganz andere Entfernungen als bei uns. Man muss sich das in etwa so vorstellen, als würde die Allianz-Arena in Ingolstadt liegen.
Um das Stadium rum war auch schon richtig was los, wir fanden irgendwann eine Einfahrt auf den Parkplatz und dann auch eine Gelegenheit anzuhalten, wo wir in Rekordtempo aus dem Auto sprangen und Stephanie das Steuer übernahm. Weg waren die Mädels. Und wir sind staunend über den Parkplatz Richtung Stadion gelaufen und haben mit großen Augen dem Treiben der Amis zugeschaut, die aus dem Parkplatz eine echte Happening-Area machten. Die bauten da Grills, Sonnenschirme und Gartenmöbel vor ihren Autos auf, drehten die Musik voll auf und machten Parkplatzparty. Wenn wir sowas in Deutschland veranstalten würden, täten die superwichtigen Parkwachteln in ihren gelben Westerln einen Herzinfarkt kriegen…… ;-)
Das Stadion selbst war dann auch echt beeindruckend, ein Riesending, das hatte ich so nicht erwartet. Auch der Weg zu unseren Plätzen war nicht eben kurz. Da endlich angekommen, beschlossen Flo und ich nach guter deutscher Fußballtradition, dass wir erstmal ein Stadionbier brauchten. Da wussten wir noch nicht, dass es unser einziges bleiben würde. Denn die Amis verlangen doch glatt 11 Dollar für einen Becher Bud Light. 11 $ für diese Pissbrühe!!! Die einzig genießbare Biervariante im Stadion war das Stella Artois, was dann aber gleich 15 $ pro Becher kostete. Ich glaube, so genußvoll und langsam haben wir noch nie ein Bier getrunken. Der Weg zu unseren Sitzplätzen glich dann einer kleinen Bergtour. Die Tribünen da drin sind echt unfassbar steil. Hatten wir so auch nicht erwartet. Das Stadion war wegen des Vorbereitungscharakters auch grad mal halb voll, aber man konnte schon erahnen, was da los ist, wenn die Hütte voll ist.
Denn die Amis sind wider erwarten RICHTIG laut.
Da gibt’s auch keine Fantrennung, die sitzen da alle durcheinander und freuen sich gemeinsam des Lebens.
Faszinierend war auch, dass während des ganzen Spiels eine wahre Zuschauerwanderung stattfand. Nur die wenigsten blieben so wie wir die ganze Zeit auf ihren Plätzen. Wir hatten Blick auf den Stadioneingang vom Bahnhof her und da waren vor, während und nach dem Spiel immer fast gleich viele Leute auf dem Weg hin und her. Das Einlaufen der Teams war auch ein Wahnsinns-Spektakel, wie wir es noch nicht gesehen haben. Mit Feuerfontänen und Riesen Tamtam, das haben die Amis einfach echt drauf.
Das Spiel selbst war dann nicht ganz so der Burner, weil die Heimmannschaft, die San Francisco 49ers einfach zu schwach waren und für den Gegner, die Denver Broncos keine große Herausforderung darstellten. Aber wir haben eigentlich fast alles zu sehen bekommen, was der Football so zu bieten hat: Fumble, Interception, Touch Down, Field Goal, Punt Return Touchdown und so manche stümperhafte Einlage vom San Francisco Quarterback, der mittlerweile bei meinen Patriots gelandet ist (um Gottes Willen).
Aber das, was es auf den Rängen zu sehen gab, war nicht weniger unterhaltsam. Da gab’s jede Menge Fans, die sich mit den Cocktails, die es dort auch zu kaufen gab (keine Ahnung, wie die sich das leisten konnten), dermaßen wegschossen, dass sie nicht mehr gerade stehen konnten. Uns blieb es ein Rätsel, wie die das hingekriegt haben, dass von denen keiner die Treppen oder gleich direkt die Tribünen runtergeflogen ist. War nämlich manchmal richtig, richtig knapp :-D Da wurde das Spiel zur Nebensache. In etwa so wie für unsere Sitznachbarn (eine 4köpfige Familie). Die marschierten so knapp 10 Minuten vor der Halbzeit gemütlich ein, schauten kurz das Spiel, in der Halbzeit holte der Dad dann für alle Essen und Trinken (der muss schwerreich gewesen sein), dann haben die Brotzeit gemacht, sich die ersten 10 Minuten nach der Halbzeitpause noch angeschaut und sind wieder gegangen. Für uns unbegreiflich, haben wir doch jede Sekunde aufgesaugt, in dem Bewusstsein, dass wir das eventuell so schnell nicht mehr erleben werden.
Nach Spielende sind wir dann raus aus dem Stadion und wollten ganz gemütlich wieder ins Auto steigen, aber das wurde eine größere Geschichte. Rund ums Stadion war nämlich alles abgesperrt und so konnten uns die Mädels nicht abholen. Sämtliche Versuche, ihnen irgendwie entgegenzulaufen entpuppten sich als sinnlos. Irgendwann bekamen wir dann eine Info, wo sie ungefähr standen und nach nochmal knapp einer halben Stunde Fußmarsch und der Befragung von diversen Polizisten haben wir uns dann doch auf irgendeinem versteckten Parkplatz getroffen und unser Navi führte uns schließlich nach Hause in unser Hotel.