Der letzte Tag brach an! Moritz stand bereits um 7 Uhr auf, um noch einmal gemeinsam mit den Sydes-Kids zu frühstücken und etwas zu spielen. Und sie nutzten bis zum Schluß jede Minute, so dass
Jack, Will & Anna dann so spät dran waren, dass sie beinahe iren Schulbus verpasst hätten.
Wir hatten gestern abend bereits unsere Koffer gepackt, und es war gar nicht so einfach. Schliesslich nahmen wir eine "kleine Tüte" (Ich weiß nicht, mit welchem Maßstab Stephanie dies beurteilte.
Aber die Tüte war alles andere als "klein") von Ella mit, die sie bei ihrem Rückflug nach Deutschland nicht mehr untergebracht hatte. Aber Bäda, unser Verpackungsweltmeister, bekam es hin und
verstaute alles komplett in unseren Koffern und meinte dann ganz cool: "So, wir hätten noch massig Platz..." :-P
Unser Flug startete erst 17.30 Uhr und so planten wir vorab noch einen Stop am Friedhof Arlington ein.
Unsere Koffer waren gepackt und so überließen wir Stephanie ihr Domizil wieder.
Alle Sachen schnell in ihren Jeep geladen und schon konnte es losgehen.
Bye, Bye Fairfax Station...
Da wurde jemand im Auto jetzt schon traurig... :-´(
Unser Ziel zu erreichen stellte sich für uns gar nicht so einfach dar. Irgendwie lotste unser Navi uns irgendwo hin nur nicht dahin, wohin wir wollten. Wir versuchten es auf eigene Faust und
landeten auf einem Parkplatz seitlich des Friedhofs. Wir mussten von hier aus einen kleinen Fußmarsch in Kauf nehmen. Egal, Hauptsache wir sind da! Später sahen wir, dass es einen großen
Parkplatz direkt am Haupteingang gab...
Dafür kamen wir am Marine Corps War Memorial vorbei, welches uns ansonsten verborgen geblieben wäre:
Als nächstes kamen wir an diesem Glockenturm vorbei:
Und dann betraten wir den Arlington National Cemetery.
Das war ganz schön traurig, als man die abertausende von Grabsteinen dort sah...
Der Friedhof wurde 1864 während des Amerikanischen Bürgerkrieges errichtet. Jährlich finden hier knapp 5.400 Beerdigungen statt. Mit über 260.000 Beisetzungen seit seinem Bestehen ist der Nationalfriedhof in Arlington der zweitgrößte Friedhof der USA.
Wir kamen am Informationszentrum vorbei, wo wir uns etwas kundig machten. Und so erfuhren wir, dass es einen Bus gibt, mit dem man über das Gelände fahren kann und der an den wichtigsten Punkten
hält. Der Friedhof hat solche Ausmaße, dass man einen Besuch zu Fuß wohl gar nicht an einem Tag schaffen würde. Im Gebäude des Informationszentrums waren einige Bestattungen und Korsos als
Modelle nachgebaut.
Wir fuhren als esrtes mit dem Bus zur Grabstätte von John F. Kennedy und der ewig brennenden Flamme:
Gleich daneben befinden sich die letzten Ruhestätten von Robert und Ted Kennedys.
Alle Kennedy-Grabmäler waren wahnsinnig gut besucht.
Der nächste Pflichtpunkt war für uns das "Grab des unbekannten Soldaten". Dieses wurde 1932 als Gedenkstätte für den 1.Weltkrieg angelegt und wurde aber später umbenannt in das "Grab
der Unbekannten", weil aus jedem der letzten Kriege ein unbekannter Gefallener hinzukam: Unbekannter Soldat des 1. Weltkrieges, Unbekannter Soldat des 2. Weltkrieges, Unbekannter
Soldat des Koreakrieges und Unbekannter Soldat des Vietnamkrieges.
Interessant zu wissen: das Grab des Unbekannten des Vietnamkrieges steht allerdings mittlerweile leer, da 1998 der damalige Präsident Bill Clinton die Anordnung erließ, die sterblichen Überreste
zu exhumieren. Der Leichnam konnte dann per DNA-Analyse als der des Michael Joseph Blassie identifiziert werden. Er war First Lieutenant der Air Force und wurde am 11. Mai 1972 über Südvietnam
abgeschossen. Seine Familie veranlasste nach der Identifizierung eine Umbettung der sterblichen Überreste auf ihr eigenes Familiengrab in Missouri.
Ich war fasziniert von den vielen Weihnachtskränzen, die auf den meisten Grabstätten lagen.
Daheim suchte ich im Internet, ob ich irgendeinen Artikel zu den Kränzen auf den Gräbern fand. Die ließen mir einfach keine Ruhe...
Meine Suche war erfolgreich und das ist nun die Geschichte dazu:
Vor langer Zeit gewann ein gewisser Morrill Worcester als 12-jähriger Junge bei einem Preisausschreiben einer Zeitung eine Reise nach Washington D.C. Unter anderem besuchte er damals den
Arlingtoner Nationalfriedhof und war von ihm tief beeindruckt. Jahre später besaß er ein Blumengeschäft und stand irgendwann vor der Frage: Wohin mit den nicht verkauften Weihnachtskränzen? Da
erinnerte er sich wieder an seinen Besuch als kleiner Junge in Arlington und es keimte in ihm die Idee, die Kränze in Erinnerung an die verstorbenen Soldaten in Arlington niederzulegen. Mit Hilfe
von Senator Olympia Snowe wurde dies dann 1992 in die Tat umgesetzt. Seitdem findet in Amerika alljährlich in der Adventszeit diese besondere Gedenkaktion statt. Mittlerweile wird sie von der
Organisation "Wreaths Across America" durchgeführt, die mit Hilfe von Spenden, gesponsertem Transportraum und zahlreichen freiwilligen Helfern für immer umfänglichere Kranzniederlegungen an den
Gräbern sorgen. Damit will die Nation der Verstorbenen gedenken und ihnen zugleich ihren Dank aussprechen. In diesem Jahr (2009) waren dazu Mitte Dezember rund 6 000 aktive Soldaten, Reservisten,
Veteranen, Familienangehörige der Toten und weitere Zivilisten auf dem Nationalfriedhof zusammengekommen, um über 10 000 Kränze niederzulegen. Diese Aktion erhält aus der amerikanischen
Bevölkerung immer mehr Zuspruch und verzeichnet daher einen jährlichen Zuwachs.
Es ist wirklich sehr beeindruckend, wenn man vor den tausenden von weißen Grabsteinen steht und überall davor liegen die dunkelgrünen Kränze mit ihren leuchtend roten Schleifen.
Auf der Rundfahrt über den Friedhof haben wir übrigens auch erfahren, dass die kleinen weißen Grabsteine vom Staat bezahlt werden. Wenn ein größerer Grabstein gewünscht wird, müssen die
Angehörigen die Kosten selbst übernehmen.
Ansonsten gibt es zu Arlington noch tausend andere interessante Geschichten zu erzählen, die ich richtig interessant fand. Aber das würde den Rahmen hier sprengen. Wer also noch mehr wissen
möchte, sollte googeln. Ihr werdet im Internet viele ausführliche Berichte darüber finden.
Auf unserem Rückweg zum Auto kamen wir abermals am Marine Corps War Memorial vorbei
und es fand gerade die Fahnenzeremonie statt. Sehr beeindruckend war das!
Dieser Ausflug kostete viel mehr Zeit als eigentlich von uns angedacht war und so mussten wir unsere letztes gemeinsames Essen canceln, da Stephanies Job nach ihr rief. Sie fuhr uns noch schnell zum Flughafen und weg war sie.
Wir schnappten uns unsere Koffer und machten uns auf den Weg zum Einchecken und durften miterleben, warum so viele Leute über United Airlines schimpfen. Nachdem uns erst einmal eine ellenlange Schlange zum Anstellen erwartete, mußten wir uns am United Airlines Terminal quasi selbst einchecken. Das funktionierte soweit ganz gut, allerdings spuckte uns der Automat nur eine Sitzplatznummer für Bäda aus. Die anderen sollten wir erst am Gate erhalten. Am Gate angelangt, hieß es, der Schalter öffnet erst 16.30 Uhr. Koffer waren aufgegeben und so gingen wir essen, denn langsam knurrten unsere Mägen nach dem langen Fußmarsch über den Arlingtoner Friedhof. Uns erwartete eine typische überfüllte Flughafenboatzn! Das hatten wir uns eigentlich ganz anders vorgestellt!!!
Nach dem Essen liefen wir wieder zum Gate, aber unsere fehlenden Sitzplatznummern erhielten wir immer noch nicht. Man wurde namentlich aufgerufen. Es dauerte und dauerte und Bäda wurde schon etwas zündig! (Moritz fragte: "Papa, haust du gleich einen um?"... ) Mittlerweile stiegen bereits die ersten Passagiere in den Flieger ein. Irgendwann bekamen auch wir unsere Plätze zugewiesen, aber genau wie wir es geahnt hatten, natürlich weit entfernt von Bäda. Echt suuuper! Und es war keine Umbelegung möglich! Prima! Das gab bittere Tränen bei Moritz! Bäda mußte ihm versichern, dass es kein Problem für ihn ist, dass er allein sitzt. Moritz und ich hatten dafür wieder ein kostenloses Upgrade in die Economy Plus erhalten. Wir saßen genau hinter der Trennwand zur Business Class am Fenster und hatten daher sehr viel Platz und Beinfreiheit.
Das Unterhaltungsprogramm ließ aber sehr zu wünschen übrig. Es gab lediglich 2 Spielfilme in deutscher Sprache und das bei einem 8 Stunden-Flug! Und die Stewardessen waren auf Moritz und meiner
Seite auch nicht die freundlichsten. Bäda in der "Holzklasse" hatte wenigstens freundliches Personal. Der Flug hatte sich irgendwie ziemlich hingezogen. Moritz hat wenigstens ca 2 Stunden
geschlafen, ich bekam kein Auge zu.
Gelandet sind wir pünktlich, Opa Holger holte uns ab. Und dann sprang aus der Menge auch noch Uschi! Aber Hallo! Zufällig landete ihre Freundin, die sie abholen wollte, zur selben Zeit am
gleichen Terminal. Logisch zur gleichen Zeit, Sabine saß im gleichen Flieger wie wir!
Mann, hatten wir uns geärgert, dass wir uns nicht gesehen hatten! Dann wäre die Flugzeit vielleicht etwas schneller vergangen. Sie fand das Entertainmentprogramm von United übrigens auch so
grottenschlecht wie wir...
Es ging nach unserer Ankunft sofort nach Garching, wo uns Oma Hanne schon mit frischen Weißwürsten erwartete. Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhr uns Opa nach Hause. Daheim erwartete uns unser
kaltes Haus. Brrr! Eigentlich wollten wir wach bleiben, aber die Kälte trieb uns doch in unser kuschlig warmes Bett :-)
Später beim Auspacken unseres letzten Koffers ist mir ein Zettel in die Hand gefallen, mit dem die TSA (Transportation Security Administration) uns informierte, dass dieser Koffer geöffnet und kontrolliert wurde!
Wir hatten nicht gewußt, daß man im Fall der Kofferöffnung sogar informiert wird. Sag ja, nett sind sie, die Amis...
Und als letzten Nachtrag für diesen Urlaub gibt es noch zu erwähnen, dass Moritz seit unserer Rückkehr nur noch seine Pullis aus Washington anzieht! Da ist er richtig hinter her, dass sie auch gleich gewaschen werden, damit sie wieder frisch im Schrank liegen.
(Allerdings liebe ich meine neue Dr.Pepper Schlunzhose auch bereits über alles!)
Übrigens ist beim Rückflug unser neuer großer Koffer beschädigt worden. Er hat ein richtiges Loch. Uns ist es leider nicht aufgefallen.
Opa Holger bemerkte das Loch, als wir bei uns daheim ausgestiegen sind. Zu spät, da konnten wir es nicht mehr reklamieren...
Ansonsten:
See you United States, hopefully soon!