Wir benötigten einen kleinen Verdauungsspaziergang und hielten irgendwo am Guadelupe River.
Dort ließ es sich schön etwas laufen.
Von Bandera aus bis nach Fredericksburg betrug die Fahrzeit gerade mal eine knappe Stunde.
Unser Zimmer im nächsten Hotel stand uns erst ab dem Nachmittag zur Verfügung.
Wir hatten also noch massig Zeit
und kurvten so bisserl querfeldein durch die ländlichen kleinen Nebenstraßen.
In Fredericksburg angekommen,
wurden wir am Ortsrand von diesen alten Schönheiten begrüßt:
Fredericksburg liegt im Hill Country in Texas und war im 19. Jahrhundert Ziel vieler deutscher Einwanderer.
Und heute auch unseres!
Unser Hotel befand sich am Ortsrand und war recht schnell gefunden.
Wir hatten uns mal wieder in ein Haus der Wyndham Group einquartiert.
Wir bekamen ein Zimmer im Erdgeschoß zugewiesen
und konnten so direkt vor unserem Zimmer parken.
Das Studio war schön geräumig und ansprechend eingerichtet.
Schade, dass wir nur eine Nacht bleiben konnten.
Die Wassertemperatur des hoteleigenen Pools lud leider nicht zum Baden ein.
Brrr, es war eiskalt! Wahrscheinlich war er deshalb auch nicht gereinigt worden. ;-P
Wir machten uns auf den Weg, den Ort zu erkunden.
Bis zum Zentrum war es uns zu Fuß zu weit, also musste das Auto noch mal herhalten.
Fredericksburg wurde 1846 von dem aus Deutschland stammenden Ottfried Hans Freiherr von Meusebach gegründet.
Er hatte den Ort zu Ehren des Prinzen Friedrich von Preußen nach ihm benannt.
Meusebach war neuer Generalkommissar des „Vereins zum Schutze deutscher Einwanderer in Texas“, auch als „Mainzer Adelsverein“ bekannt.
Dieser Verein organisierte die Auswanderung vieler adliger Deutscher.
Texas verkaufte ihnen riesige Flächen Farmland, die es so in Deutschland nicht gab.
Die Einwanderer verpflichteten sich, das Land urbar zu machen, andernfalls würde es an Texas zurückfallen.
Somit wurde die Stadt in den nächsten Jahren von größtenteils liberalen adligen Deutschen aus dem Westerwald besiedelt,
die vor der Unterdrückung in Deutschland vor und nach der 1848er-Revolution und den Folgen der Industriellen Revolution flohen.
Der erste Siedler-Treck von 120 Personen erreichte Fredericksburg am 8. Mai 1846.
Wir begannen unsere Runde durch Fredericksburg bei der Vereinskirche.
Gleich hinter der Kirche stand ein Denkmal für den Stadtvater Ottfried Hans Freiherr von Meusebach.
Meusebach selbst verzichtete auf seinen Adelstitel und wurde in Texas schlicht als John O. Meusebach bekannt.
Neben der Stadtgründung gilt als sein größter Verdienst der Abschluss eines Friedensvertrages mit den Comanchen.
Und das ist wirklich eine tolle Geschichte:
Das Hill Country war damals vorwiegend von Apachen und Comanchen bewohnt.
Als die deutschen Einwanderer in der Gegend eintrafen, mussten sie feststellen, dass auf dem Land, das sie, wie sie glaubten,
rechtmäßig erworben hatten, die Penateke Comanchen lebten. Und mit denen gab es bald Streit:
Hungernde Siedler fingen an, die Büffelherden zu töten, von denen die Comanchen lebten, woraufhin die Comanchen auf die Siedler schossen.
John Meusebach versuchte daraufhin zwischen den beiden Parteien zu vermitteln.
Mit seinem langen rotem Haar und rotem Bart war er für die Indianer eine außergewöhnliche Erscheinung. Sie nannten ihn Rote Sonne.
Er schloss schließlich mit dem Häuptling Santanna und anderen am 9. Mai 1847 einen Friedensvertrag.
Der Vertrag beinhaltete, dass die Deutschen im Indianerland siedeln und die Indianer ungehindert die deutschen Dörfer besuchen durften.
Die Siedler verpflichteten sich, den Indianern Lebensmittel und Felle abzukaufen, diese verzichteten im Gegenzug auf Plünderungen der Stadt.
Es gelang daraufhin, gute Beziehungen zu den ansässigen Comanchen zu knüpfen und beizubehalten.
John O. Meusebach und der Penateka-Comanchen-Häuptling Santanna teilen sich
bei der Unterzeichnung des Vertrags eine Friedenspfeife.
Der stehende Comanche steht stellvertretend für mehr als zwanzig andere Häuptlinge,
die ebenfalls an dem Vertrag teilnahmen.
Durch die Bemühungen Meusebachs um ein friedliches Miteinander von Deutschen und Indianern
wurde der Grundstein für die erfolgreiche Entwicklung der Stadt Fredericksburg gelegt.
Und jetzt kommt´s:
Dieser Vertrag ist der einzige bekannte Friedensvertrag mit amerikanischen Ureinwohnern in der Geschichte der Vereinigten Staaten,
der nie gebrochen wurde. Der Geist dieses Vertrages lebt in Fredericksburg bis heute fort.
Er wird immer noch jedes Jahr im Mai in Fredericksburg gefeiert.
Dann reichen sich die Nachfahren von Comanches und Siedlern noch einmal symbolisch die Hand.
Auch noch interessant:
Da die deutschen Siedler hauptsächlich wegen Unterdrückung aus ihrer Heimat geflohen waren,
lehnten sie das Halten von Sklaven anders als der Staat Texas ab.
Deshalb weigerten sich viele Einwohner, während des amerikanischen Bürgerkrieges in der Armee der Südstaaten zu kämpfen.
Sie mussten sich im Umland verstecken oder ins neutrale Mexiko fliehen. Die texanischen Behörden (Texasranger) jagten sie,
sperrten sie in Gefängnisse oder töteten sie auf der Flucht.
Zu den Besonderheiten in Fredericksburg gehören auch die Sunday Houses.
Sie sind einzigartig in der deutschen Einwanderungskultur. Im Gegensatz zu der alten europäischen Tradition, in der Stadt zu leben,
während auf den Bauernhöfen gearbeitet wurde, hatten die frühen deutschen Siedler aus Fredericksburg ihre Hauptwohnsitze auf dem Land,
auf dem sie arbeiteten. Die kleinen Stadthäuschen nutzten sie nur an den Wochenenden, um Handel zu betreiben und die Kirche zu besuchen.
Die breite und lange Hauptstraße (ja, sie heißt tatsächlich Hauptstraße!) war bereits bei Gründung der Stadt so geplant,
damit Pferde- und Ochsengespanne auch bequem umdrehen konnten.
Heute wird sie von Galerien, Shops und Biergärten gesäumt.
Wir liefen also die Hauptstraße auf beiden Seiten ab.
Zumindest den Teil der Straße, der mitten im Zentrum lag.
Es war Wahnsinn, wie deutsch die Stadt immer noch war!
Hier das Restaurant "Der Lindenbaum":
Das Keidel Memorial Hospital.
Es wurde 1909 von Dr. Albert Keidel, dem Sohn von Fredericksburgs erstem Arzt Dr. Wilhelm Victor Keidel, gebaut.
Die Klinik diente den Menschen in Fredericksburg bis 1971,
als das größere und modernere Hill Country Memorial Hospital eröffnet wurde.
Heute sind im Gebäude Shops untergebracht.
Fredericksburg ist auch der Geburtsort von Chester W. Nimitz.
Der Flottenadmiral kommandierte im Zweiten Weltkrieg die pazifische Flotte gegen Japan.
Das Hotel, in dem er aufwuchs und das seinem deutschen Großvater gehörte, beherbergt jetzt das National Museum of the Pacific War.
Das Museum hatte aber schon geschlossen an dem Tag.
Irgendwie hatten wir mit nichts anderem gerechnet ;-P
Und weiter ging´s auf Schritt und Tritt mit deutschen Spuren.
Das Restaurant "Ausländer" mit Biergarten:
Der Luckenbach-Store lockte uns mit seinen Aufstellern rein.
Da wurde Beer & Wine Tasting angeboten. Durst hatten wir mittlerweile mehr als genug!
Gleich hinterm Eingang gab es einen Raum, der als Fotobox diente.
Der komplette Raum wurde für nichts anderes genutzt!
Da schoss uns gleich die Frage in den Kopf, wie hoch die Mietpreise hier waren,
dass man sich so einen Luxus leisten konnte. :-D
Als nächstes standen wir im Verkaufsraum, einem Laden mit typischem Touristenkram.
Am Ende des Raumes kamen wir zum Wunsch unserer Begierde: ein Schankthresen!
So nah am Ziel und doch soweit! Die Dame hinter der Theke konnte uns nichts mehr ausschenken,
da sie schon im Begriff waren, den Store zu schließen. Wir sollten doch gleich nebenan in den Biergarten gehen.
Das taten wir dann. Aber hier standen wir auch ziemlich verloren da.
Kein weiterer Gast weit und breit, geschweige denn eine Bedienung!
Nö, das gefiel uns gar nicht!
Eine Kleinstadt, die brutal deutsch daherkommt, aber dann bekommt man kein Bier... ts ts ts...
Wir standen an einer Kreuzung und dieser Bürgersteig lachte mir entgegen.
Ich wies Bäda darauf hin.
"Pass auf, gleich schaut ein Clown durch den Ritz!" :-D
"Du spinnst mal wieder!"
Nachdem wir also im Zentrum am Spätnachmittag nichts mehr zu trinken bekamen, fuhren wir mit dem Auto ein Stück weiter.
So gut uns Fredericksburg auch gefiel, wir hatten den Eindruck, ab 5 wurden dort die Bordsteine hochgeklappt.
Vom Auto aus sahen wir eine Wirtschaft, die belebt wirkte. Also Parkplatz gesucht und dorthin gegangen.
Zu Bädas Leidwesen passierten wir aber noch zwei Kirchen.
Sehr schöne Kirchen wie ich fand. ;-)
Die eine Kirche war verschlossen, die andere innen sehr spartanisch eingerichtet.
Da wurde einem von außen mehr versprochen.
Dann halt schnell weiter.
Bäda zog es schon kräftig in den Altdorf Biergarten, wo ein frisches kaltes Bier warten sollte.
Uns erwartete eine wirklich gute Bierkarte.
Und eine Erklärung zu den verschiedenen Biersorten gab´s auch noch :-D
Wir bestellten uns ein Bier und ein Radler und dazu eine heiße Brezn.
Essen wir normalerweise nie in USA, aber weil hier alles so heimatlich daher kam,
siegte die Neugier, ob die Amerikaner mit den deutschen Wurzeln es schafften, schmackhafte Brezn zu backen.
Sie waren dann natürlich überhaupt nicht mit unseren bayerischen Brezn daheim zu vergleichen,
aber trotzdem irgendwie nicht schlecht. Passten auf alle Fälle hervorragend zum Bier!
Da musste es dann auch noch ein Zweites sein!
Dann verzog sich die Sonne und im Schatten wurde es merklich frisch.
Hier gab es nicht mehr die lauen Nächte, die wir zuvor in San Antonio noch hatten.
Somit machten wir uns langsam auf den Weg zurück zum Hotel.
Hotel:
Days Inn by Wyndham Suites Fredericksburg
King Bed Studio Suite incl Frühstück für eine Nacht $89