Tag 18, Teil 1

Mittwoch, 30. März 2022

Es hieß leider Abschied nehmen von San Antonio. Die Stadt hatte uns total gut gefallen

und auch mit unserem ausgewählten Hotel waren wir sehr zufrieden.

Und das nicht nur wegen der gleich gegenüberliegenden Bar  ;-P

Es herrschte schönstes Wetter:

strahlender Sonnenschein bei einer Temperatur von um die 30 Grad. Herrlich!

Genau so wie wir es am liebsten mögen!

Über Landstraßen fuhren wir mit paar Fotostopps nach Bandera,

unserem ersten Ziel des Tages.

Bandera liegt weniger als eine Autostunde von San Antonio entfernt im Texas Hill Country.

Die Stadt nennt sich selbst "Welthauptstadt der Cowboys".

Das klang gut, also mußten wir dorthin!

Bereits die ersten Straßenschilder kurz vor der Stadt zauberten uns ein fettes Grinsen ins Gesicht.

Im Ort selbst wurden die Schilder noch viel besser!

Da gab es die Geschichte der Cowboys in Form von geschmiedeten kleinen Kunstwerken zu bestaunen.

Und auch jedes Restaurant, jeder Shop, jede öffentliche Einrichtung hatte sein eigenes Schild.

Sensationell!


Die erste Station im Ort war für uns das Frontier Times Museum.

"Es ist eines der ältesten Geschichtsmuseen in Texas und bewahrt seit über 85 Jahren die Grenzgeschichte."

So hatten wir es auf diversen Seiten gelesen und das klang interessant für uns.

Eintritt kostete $8 pro Person.

Schon gleich nach Betreten des Museums fühlten wir uns in ein früheres Zeitalter versetzt.

Da stand ein antiker Thresen und Vitrinen vor uns, hinter denen ein kleines Persönchen hervorlugte.

Wir zahlten bei der Dame unser Eintrittsgeld und auch hier war man sichtlich erfreut darüber, deutsche Besucher zu haben.

Sie meinte, wir würden bestimmt viel Spaß beim Stöbern haben, da es auch einige Ausstellungsstücke von deutschen Einwanderern gab.

Außerdem erfuhren wir, dass das Museum 1933 von J. Marvin Hunter eröffnet wurde.

Und dieser vertrat die Philosophie, dass ein Objekt, welches seinem Besitzer wichtig war, für jeden anderen auch wichtig sein sollte.

Und so wurde kein einziger Gegenstand vom Museum abgelehnt, welcher ihm gestiftet wurde.

Von daher gabs dort auch paar recht skurrile Exponate zu sehen.

Das war doch mal ein lustiges Verbotsschild:

:-D

Dann gab es noch die Texas Heroes Hall of Honor.

Sie würdigte einige der größten Cowboys, Cowgirls und Rodeo-Champions von Texas.

Die Mehrheit der Champions stammte dabei tatsächlich aus Bandera!

Hinterm Museum war schließlich noch eine Kutsche ausgestellt, damit waren wir dann durch.

Wir hatten im Museum noch mal neue Infos zu den früheren Viehtrieben erhalten,

aber auch Dinge gesehen, über die wir uns köstlich amüsiert hatten.

Zum Beispiel eine Wolpertinger-Figur. Ob die von Zuwanderern aus Bayern stammte???  ;-P

Für unseren weiteren Rundgang durchs Zentrum von Bandera parkten wir in der Main Street,

direkt vorm Bandera County Courthouse.

Dieses wurde 1890 im Renaissance-Revival-Stil errichtet.

Witziges Detail am Turm: Die Uhr oben ist nur aufgemalt und zeigt daher dauernd die Zeit 10.10 Uhr an.

Banderas Titel „Cowboy-Hauptstadt der Welt“ entstand,

als der Ort Ende des 19. Jahrhunderts zum Schauplatz der letzten großen Viehtriebe wurde.

Von Bandera aus starteten nach dem amerikanischen Bürgerkrieg ab 1874 die Viehtriebe auf dem Great Western Cattle Trail.

Dieser ist zwar nicht so bekannt wie der Chisholm Trail, aber wurden auf ihm deutlich mehr Rinder und Pferde getrieben.

Und länger war der Western Trail auch. Er war der Hauptviehtriebweg in alle nordwestlichen Bundesstaaten und hatte auch Abzweigungen,

die bis nach Kanada führten. Man schätzt, dass etwa 7 Millionen Longhorn-Rinder und Tausende von Pferden

über den Great Western Cattle Trail getrieben wurden.

Heute hat der Ort nicht einmal mehr 1000 Einwohner.

Aber diese versuchen, die einzigartigen amerikanischen Traditionen der texanischen Cowboys aufrecht zu erhalten.

Im Sommer gibt es auf den Straßen einige Cowboyshows und Planwagenfahrten.

Das war im März noch nicht der Fall. Trotzdem strahlte dieser Ort seinen ganz eigenen Western-Charme aus.

Wir schauten auch kurz ins Visitor Center.

Dort erhielten wir die Auskunft was eigentlich schon offensichtlich war:

Für Vorführungen des Cowboylebens auf den Straßen Banderas waren wir zu früh im Jahr dran.

:-(

Dann liefen wir halt einfach so weiter durch das Örtchen.

Ohne die Autos hätte man wirklich meinen können, hier wäre die Zeit stehen geblieben!

The First Methodist Church:

An der Kirche wurden gerade Restaurierungsarbeiten durchgeführt.

Sie wurde 1880 von Mitgliedern der Gemeinde errichtet.

Als wir schließlich wieder in der Main Street landeten, fühlten wir uns fast wie in einer Filmkulisse:

Da standen doch tatsächlich an den Anbindepfosten paar Gäule!

Neben modernen Autos werden hier halt auch noch oft Pferde als Fortbewegungsmittel genutzt.

Herrlich!

Weiter ging unsere Reise.

Wir machten dabei immer mal wieder kurze Stopps bei Farmtoren,

die uns besonders gefielen.

Endziel des Tages sollte Fredericksburg sein.

Außer den Besuch von Bandera hatten wir für diese Strecke nichts weiter geplant.

Als wir so durchs Blaue fuhren, sahen wir neben der Straße ein größeres Haus mit wehenden Fahnen

dazu idyllisch an einem Flüßchen gelegen. Wir setzten den Blinker und fuhren dort mal ab.

Hübsches Fleckchen Erde um uns die Füße etwas zu vertreten.

Wir waren in Camp Verde gelandet und befanden uns auf dem ehemaligem Verbreitungsgebiet der Penateka.

Diese waren die südlichste Gruppe der Comanchen.

Die nomadisch lebenden Comanchen folgten den Büffeln auf ihren Wanderungen und waren auf die Tiere angewiesen,

um Nahrung, Kleidung und Schutz zu finden. Ebenso auch auf ihre Pferde. Die Comanchen waren unübertroffen in ihrer Reitkunst.

Ein wichtiger Comanchenpfad führte durch das Gebiet von Camp Verde.

Aus Angst vor den Penatekas wurde hier eine Besiedlung vermieden.

Nach dem Red-River-Krieg (1874-75) wurden die Comanchen in ein Reservat gezwungen,

was die gesamte gesellschaftliche Struktur der ehemals nomadisch lebenden Comanchen veränderte.

Camp Verde wurde dann 1855 als Armeeposten errichtet.

Forscher untersuchten dort die Haltung von Kamelen in den Vereinigten Staaten.

Muß man auch erst mal draufkommen!

Dabei fiel den Forschern auf, dass andere Tiere beim Geruch von Kamelen in Panik gerieten.

Sie entschieden sich daher gegen den Einsatz von Kamelen und entließen sie aus der Anlage.

Die freigelassenen Tiere streiften nun nach Belieben in der Gegend umher.

Anwohner berichteten damals, dass in der Gegend mehrere "Bestien" umherliefen. Mit diesen "Bestien" meinten sie die Kamele des Armeepostens.

Im Jahr 1861 nahmen konföderierte Truppen Camp Verde ein. Ägyptische Händler nahmen die Kamele an sich und benutzten sie,

um Baumwolle nach Mexiko zu transportieren. Bald darauf wurden die Kamele an verschiedene Zoos und Zirkusse verkauft.

1857 eröffnete ein Gemischtwarenladen, um den hier stationierten Soldaten Waren und Dienstleistungen anzubieten.

Der Eigentümer des Ladens starb bereits ein Jahr nach Eröffnung und der deutsche Einwanderer Charles Schreiner erwarb das Geschäft.

Und schon wieder wandelten wir auf Spuren deutscher Einwanderer...

In Schreiners Laden wurde dann 1858 das erste Postamt für die Gegend eröffnet.

Das ursprüngliche Gebäude wurde von einer Überschwemmung weggespült.

Das Gebäude, welches heute noch steht, wurde um 1900 errichtet.

Als die US-Armee das Fort auflöste, waren der Camp Verde General Store und das Postamt zu einem wichtigen Teil

der Gemeinde geworden und versorgte so die wachsende Zahl der Pionierfarmer in der Gegend.

Der Laden war innen einfach eine Augenweide!

Da standen noch schöne alte Schränke, große Bonbongläser und vieles mehr.

Genauso, wie man sich die alten Tante Emma Läden aus früherer Zeit immer vorstellt.

Mit einer Verkäuferin kamen wir ins Gespräch. Sie erzählte uns, dass ihre Tochter gerade für ein Studienjahr in Frankreich war.

Von ihr bekamen wir die meisten Infos zum früheren Camp Verde. Dazu noch ein Plausch über die zwei zurückliegenden Coronajahre,

über unsere Töchter, die beide ein Jahr im Ausland verbrachten. Wir fanden blitzschnell viele Gemeinsamkeiten

und hätten wohl noch ewig mit ihr ratschen können. Wir nutzten die Chance und ließen uns von der netten Dame auch paar Fragen beantworten,

die bei uns die letzten Tage bei der Tour durch Texas aufgekommen waren.

Zum Beispiel sahen wir unterwegs wie überall viele Schulbusse fuhren, entdeckten aber überhaupt keine Haltestellen.

Sie klärte uns auf, dass es keine gäbe. Das ländliche Texas ist einfach viel zu weitläufig.

Die Busroute wird jedes Jahr zu Schulbeginn anhand der aktuellen Schulkinder neu festgelegt

und an der Strecke werden die Kids dann aufgelesen.

Wir nahmen uns dann aus dem Shop ein paar Gewürzmischungen mit.

Beim Zahlen an der Kasse bekam dann jeder von uns einen Glückstaler aus Holz in die Hand gedrückt.

"Das Ritual stammt aus früheren Zeiten. Jedem Reisenden, der hier landete, stand ein weiterer langer Weg bevor,

für den man den Leuten wegen der ganzen Gefahren, die damals in der Gegend lauerten, Gottes Segen wünschte.

Aber ein zusätzlicher kleiner Glücksbringer konnte doch nie schaden!

Und diese Tradition führen wir damit weiter!"

Schöne Geschichte!

 Das war mal wieder ein Ort, auf den wir nur durch Zufall gestoßen waren, der uns aber total überraschte.

Einfach toll und interessant!

Und die uns geschenkten Glücksbringer werden wir in Ehren halten.

Solche Dinge sind doch viel mehr wert als irgendein gekaufter Schmarrn.

On the road again...

Langsam wurde es Zeit, um etwas zu essen.

Wir hielten bewußt Ausschau nach einem BBQ und wurden schnell fündig.

Mal schauen, was uns da erwarten würde!

Das sah genau nach dem aus, was wir uns vorgestellt hatten!

Mittlerweile wussten wir Bescheid, wie der Ablauf war.

Wir bestellten unser gewünschtes Fleisch an der Theke, bestimmten die Menge

und an der Selbstbedienungstheke luden wir unsere Beilagen auf.


Und es war wieder mal sooo lecker! Das Fleisch zart und butterweich!

Der Gastraum war halt etwas "gewöhnungsbedürftig"  :-D

Ziemlich abgeranzt und voll mit Jagdtrophäen und Fotos von ihren Jagdausflügen.

Diese zeigten auch die Kiddies mit großen Waffen in der Hand. War etwas verstörend für uns...

Erst nach dem Essen auf der Suche nach den Toiletten sahen wir,

dass es auch einen rustikalen Biergarten gegeben hätte.

Zu spät...

Satt vom guten Essen fuhren wir weiter.

 

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