Der Wecker klingelte für uns schon recht früh: 07.50 Uhr.
Wir hatten gestern Abend beschlossen, uns eine der Missionen anzuschauen.
Immer wieder tauchten sie die letzten Tage in den geschichtlichen Abhandlungen auf, so dass wir darauf neugierig geworden waren.
Und gut, dass wir so früh auf waren, das Housekeeping klopfte tatsächlich gegen halb 9 an unsere Tür.
Na also, geht doch!
Und für uns war das dann das Stichwort, um aufzubrechen.
Wir hatten uns für die Mission San José entschieden.
Auch hierfür lag unsere Unterkunft strategisch gut. Nur eine Viertel Stunde später fuhren wir schon auf den Parkplatz der Mission.
Alle Missionen waren übrigens kostenlos zugänglich.
Die Missionen wurden im 18. Jahrhundert von Franziskanern gegründet.
Als größte Ansammlung spanischer Kolonialarchitektur in Nordamerika, bauten die Spanier fünf Missionen
(Mission Concepción, Mission San José, Mission San Juan, Mission Espada und Mission San Antonio de Valero, auch bekannt als die Alamo).
Die spanische Regierung sandte Missionare, um die amerikanischen Ureinwohner zum Christentum zu bekehren
und sie zugleich zu guten Bürgern des spanischen Königreiches auszubilden.
Kaum hatten wir das Besucherzentrum betreten und begonnen, uns näher über die Missionen zu informieren,
sah ich, dass eine große Reisegruppe ebenfalls im Begriff war, die Räumlichkeiten zu erobern.
Ich griff sofort nach Bädas Hand und zog ihn nach draußen.
Er war total verdattert, wußte gar nicht, wie ihm geschah :-D
Draußen klärte ich ihn auf. Die Tafeln im Visitor Center konnten wir auch später noch lesen.
Lieber erst mal noch in Ruhe die Kirche und die Gebäude anschauen, bevor die Masse an Leuten kam.
So machten wir es dann!
Die Mission San Jose wurde 1720 gegründet und war die größte aller umliegenden Missionen
und trägt daher den Spitznamen "Queen of the Missions".
1777 wurde sie von einem Reisenden als die schönste und gewaltigste Mission bezeichnet,
die er im amerikanischen Westen gesehen hatte.
Für uns war es zwar die erste, die wir besichtigten und hatten so keinen Vergleich,
aber extrem schön fanden wir sie auch.
Die San José Mission enthält einige der kunstreichsten aus Kalkstein erschaffenen Statuen,
die man in amerikanischen Kolonialsammlungen findet.
Einige Statuen, die Aussenmauer, wie auch das Dachgewölbe und die Kuppel der Kirche wurden restauriert.
Die meisten Wiederherstellungsarbeiten wurden in den 1930er Jahren mit Regierungsgeldern ermöglicht.
Das komplette Gelände der Mission war wie ein Dorf angelegt.
Die Kirche war dabei der Mittelpunkt und der Missionar wohnte im Convento direkt neben der Kirche.
Seine Gemächer:
Auf dem Gelände befanden sich auch Werkstätten und Lagerräume, eine Schreinerei, eine Schmiede, eine Weberei,
eine Getreidemühle und Getreidespeicher.
Zu ihrer Blütezeit zählte die Mission etwa 350 Bewohner, die von den ausgedehnten Feldern und Viehherden lebten,
die sich außerhalb der Mauern der Mission befanden.
San José galt als Vorbild unter den texanischen Missionen
und erlangte den Ruf eines bedeutenden sozialen und kulturellen Zentrums.
Die Räume für die ca 350 Eingeborenen wurden in der schweren Außenmauer der Mission errichtet.
Das Leben in der Mission sah so aus, dass die Ureinwohner von den Franziskanern in der spanischen Sprache
wie auch im katholischen Glauben unterrichtet wurden. Sie lebten und arbeiteten gemeinsam in den Missionen
und erlernten Berufe wie Maurer, Zimmermann, Weber, Schmied oder Landwirt.
Sie lernten das freilaufende Vieh einzufangen, um Rancher und Cowboy (Vaqueros) zu werden.
Viele Kenntnisse, die amerikanische Cowboys erst im 18. oder 19. Jh. erlernten,
wurden schon von den Vaqueros um 1700 angewandt.
Das Missionsland wurde später 1794 an die Eingeborenen zurückgegeben und die Missionsaktivitäten 1824 offiziell beendet.
Danach dienten die Gebäude als Unterkunft für Soldaten, Obdachlose und Banditen.
Das Gelände und die Gebäude verfielen mit den Jahren durch Witterungseinflüsse und Vandalismus immer mehr.
Erst ab 1932 begann man mit einem größeren Restaurierungsprojekt für den Missionskomplex.
Mittlerweile stehen alle Missionen unter Denkmalschutz und werden vom National Park Service gepflegt.
Der Besuch hatte sich definitiv gelohnt, wir hatten mal wieder einiges dazu gelernt.
Wenn bei unserer Ankunft der Himmel noch grau in grau war, lugte nach der Runde, die wir übers Gelände gelaufen waren,
die Sonne wieder hervor. Drum hatten wir nun keine Lust, uns noch mal ins Besucherzentrum zu verkrümeln.
Wir verzichteten darauf, hatten wir doch bei den einzelenen Bauten durch Infotafeln eh schon alles Wissenswerte für uns erfahren.
Der Tag war noch jung, was sollten wir als nächstes tun?
Nachdem uns der Besuch dieser Mission so gefallen hatte, wollten wir uns noch eine weitere anschauen.
Gerade mal eine 10-minütige Autofahrt weiter lag die Mission Concepción.
Hier bekam auch Leo mal wieder einen kleinen Auslauf :-P
Die Mission Concepción wurde 1731 gegründet.
Nach der Gründung wurden etwa 300 amerikanische Ureinwohner auf dem Grundstück angesiedelt.
Die indianischen Siedler waren in erster Linie für den Bau von Gebäuden auf dem Grundstück
sowie für die Bewirtschaftung der umliegenden landwirtschaftlichen Flächen verantwortlich.
Der Bau der Kirche dauerte etwa zwanzig Jahre.
Sie wurde 1755 fertiggestellt.
Die Wohnräume der amerikanischen Ureinwohner befanden sich auch hier in den Außenmauern der Anlage,
wo auch noch andere notwendige Einrichtungen wie Tierställe, Getreidespeicher und ein Brunnen untergebracht waren.
Die Mission war ein autarkes, in sich geschlossenes Dorf, das von bewässerten landwirtschaftlichen Feldern umgeben war.
Im Innern der Kirche konnten wir noch Fresken bestaunen,
die im 17. Jahrhundert gemalt wurden.
Die Errichtung der Missionsstationen war ja eigentlich eine Art der Landnahme durch die spanische Kolonialmacht.
Zugleich diente sie der Missionierung der regionalen Ureinwohner, der Coahuiltec-Indianern.
Es begaben sich allerdings auch viele der Ureinwohner freiwillig in den Schutz der Missionen,
da sie hier vor Übergriffen der Apaches und Comanches sicher waren.
Um in den Missionen leben zu können, gaben viele der Coahuiltecans ihre eigene Lebensweise auf
und fielen dadurch sehr oft europäischen Krankheiten wie Masern und Windpocken zum Opfer.
Während die Europäer gegen diese Krankheiten weitgehend immun waren,
hatte das Immunsystem der Indianer diesen nichts entgegenzusetzen.
Aus den Unterlagen der Mission Concepción von 1762 geht hervor,
dass die Kirchenvertreter im selben Jahr 792 Indianer getauft und 596 begraben hatten.
Wahnsinnig erschreckende Zahlen! Von den indigenen Missionszugehörigen starben nahezu 70% !!!
Auch diese Mission verfiel nach Aufgabe der Missionierung schnell in einen Zustand der Verwahrlosung.
Allerdings war wohl noch bis 1854 Vieh in der Kirche untergebracht.
Die Marienbrüder nahmen sich der Restaurierung an und 1861 wurde sie wieder als Kirche eingeweiht.
Übrigens sind alle Missionen bis auf Alamo
auch heute noch immer aktive katholische Gemeinden.
Auch die zweite Mission war schön anzuschauen, aber nun langte es uns auch mit Kirchen.
Wir entdeckten auf der googlemap gleich neben dem San Antonio Zoo, auf den wir beide überhaupt keine Lust hatten,
den Japanese Tea Garden. Das könnte doch etwas für uns sein.
Also nichts wie hin!
Bevor wir in den Garten gingen, entdeckten wir gleich daneben ein altes Gebäude,
welches offensichtlich unter Denkmalschutz stand.
Das ist überall in USA super gemacht. Bei Gebäuden, Plätzen und besonderen Orten, die unter Denkmalschutz stehen,
gibt es immer eine dieser Tafeln, auf denen man die wichtigsten Details erfährt.
Und so erfuhren wir gleich, um was es sich handelte.
Es war die Fabrik der Alamo Cement Company, die 1880 gegründet wurde.
Der Engländer William Loyd entdeckte an diesem Ort einen blauen Tonkalkstein, den er für ein natürliches Zementgestein hielt.
Der Chemiker George H. Kalteyer aus San Antonio bestätigte ihm, dass das Gestein das richtige Verhältnis von Kalk und Ton zur Herstellung von Portlandzement enthielt. Die beiden gründeten daraufhin gemeinsam mit anderen Investoren die Alamo Portland and Roman Cement Company.
Der Schornstein und die Öfen des ursprünglichen Werks stehen noch auf dem Gelände.
Aus dem ursprünglichen Steinbruch der Zementfabrik wurde der Japanese Tea Garden.
Eintritt mussten wir keinen zahlen, der Zugang war frei.
Im Jahr 1916 blickte der Parkbeauftragte Ray Lambert auf die felsige Leere und stellte sich etwas Wunderschönes vor:
einen Garten im japanischen Stil mit einem Wasserfall und einem Koi-Teich.
Lamberts Entwurf für eine texanische Version eines Teegartens wurde von der japanischen Kunst und Mode inspiriert,
die im frühen 20. Jahrhundert im gesamten amerikanischen Westen sehr beliebt waren.
Der kleine Park war gut besucht.
Aber er war wirklich schön zum Spazierengehen, einige Pflanzen blühten bereits.
Und paar Tierchen gabs auch zu sehen.
1941 wurde der Garten kurzerhand mal schnell in Chinese Tea Garden umbenannt,
um zu verhindern, dass der Teegarten im Zuge der aufkommenden antijapanischen Stimmung des Zweiten
Weltkriegs zerstört und vandalisiert wurde, wie es in vielen anderen Städten mit japanischen Teegärten geschah.
Erst 1984 wurde dem Park
der ursprüngliche Name wiedergegeben.
Es war gerade erst früher Nachmittag und wir hatten bereits so viel gesehen.
Früh aufzustehen kann manchmal nicht das Schlechteste sein ;-P
Somit hatten wir noch genügend Zeit, um auch noch zum Botanical Garden zu fahren.
Doch bevor es weiterging, trauten wir am Parkplatz kaum unseren Augen.
Aus dem Auto, das neben uns parkte, sprangen Kinder und kleine Ziegen! Wie es in dem Fahrzeug wohl roch???
Immer wieder sieht man was, was man vorher noch nie gesehen hat ;-P
Dann starteten wir Richtung Botanical Garden.