Es lag eine nicht so tolle Nacht hinter uns. Gegen 00.30 Uhr rappelte mein Handy das erste Mal, es gab eine Tornado-Warnung.
Unser Ort war glücklicherweise in der Nachricht nicht aufgeführt. Die Tornado-Warnungen kamen dann in Minutenabständen regelmäßig aufs Handy.
Gegen 05.00 Uhr tobte dann draußen ein starkes Gewitter. Es donnerte und stürmte so laut, dass wir immer wieder wach wurden.
Daher schliefen wir etwas länger und gingen erst ab halb 11 auf Tour.
Aber bevor wir wirklich starteten, rief Bäda noch die letzten Hotels an, um nachzufragen, ob meine Jacke im Zimmer liegengeblieben wäre.
Auf meine Emails hatten wir keine Antwort erhalten. Das Hotel in Houston wollte sich daraufhin noch mal bei uns melden, die anderen verneinten unsere Frage sofort. Ich hoffte inständig, dass sich später Houston mit einer positiven Nachricht meldete.
Danach konnten wir endlich starten.
Als wir gestern Abend bereits in der Dämmerung das Hotel ansteuerten,
entdeckten wir rechts neben der Interstate ein parkähnliches Gelände,
welches unser Interesse weckte. Unser erster Weg führte uns deshalb am heutigen Tag zurück zu dieser Stelle.
Es handelte sich um den Montgomery County Veterans Memorial Park am Rande des Ortes Montgomery.
Der Überfall Russlands auf die Ukraine blieb auch in Texas nicht unkommentiert.
Wir sahen an sehr vielen Stellen ukrainische Flaggen als Solidaritätsbeweis wehen.
Ansonsten war der Park eine Memorial-Anlage, wie wir sie schon des Öfteren in USA gesehen hatten.
Richtig idyllisch gelegen war der Park allerdings nicht, direkt daneben verlief die laute Interstate.
Weil das Wetter sich heute wieder von seiner schönsten Seite zeigte, genossen wir es in vollen Zügen
und liefen um den kleinen See und sahen uns alle Tafeln und Gedenkschriften an.
!!!
Bevor wir uns dann weiter auf Tour begaben, fuhr dieses Fahrzeug an uns vorbei.
Autos, die mit Trump-Flaggen aufgerüstet waren, hatten wir die letzten Tage bereits öfters gesehen.
Für uns schwer zu verstehen...
In Texas ließen sich früher einige deutsche Einwanderer nieder,
deren Spuren immer wieder mal sichtbar waren:
Unser eigentliches Ausflugsziel des Tages hieß aber:
Washington-on-the-Brazos State Historic Site
Washington-on-the-Brazos war ehemals eine Siedlung am Ufer des Brazos River in Texas,
das damals noch ein Teil von Mexiko war.
Der Name Washington-on-the-Brazos wurde dabei verwendet,
um die Siedlung von Washington-on-the-Potomac zu unterscheiden.
Es erwartete uns ein riesiges Gelände mit großem Parkplatz.
Außer uns parkten noch 3 weitere Fahrzeuge, die Autos standen da fast etwas verloren da...
Unmittelbar neben dem Parkplatz gab es unter dem alten Baumbestand wieder mal schöne Picknickplätze.
Eigentlich schade, dass wir nichts zum Snacken dabei hatten...
Wir begannen unsere Tour im Visitor Center.
8$ mussten wir pro Person für den Eintritt aufs Gelände berappen.
Hauptsächlich ging es hier um die texanische Revolution
und die Entstehung der Republik Texas.
Draußen ging´s dann auf dem Gelände weiter:
Am 1. März 1836 kamen Delegierte aller Gemeinden in Texas hier in einem halbfertigen Gebäude zusammen,
um die Republik Texas auszurufen.
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt schrieben sie eine Verfassung und bildeten eine Übergangsregierung.
Die texanische Unabhängigkeitserklärung wurde dann am 2. März verkündet.
Nachbau des Gebäudes, in welchem die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde.
Eine Inschrift lautete: “Here a Nation was born”
Die Hütte soll damals laut Überlieferungen noch nicht fertig gestellt gewesen sein.
Die Fenster fehlten, wodurch es kalt und ungemütlich gewesen sein soll.
Am Tag darauf mussten die Delegierten und die Einwohner der Siedlung fliehen, um der anrückenden mexikanischen Armee zu entgehen.
Später nach der Schlacht von San Jacinto, wo die mexikanische Armee geschlagen wurde, kehrten die Bewohner zurück.
Die Führung des Ortes versuchte daraufhin, Washington-on-the-Brazos als Hauptstadt durchzusetzen.
Die Regierung von Texas entschied sich aber für Waterloo, das später in Austin umbenannt wurde.
Das kleine Städtchen blieb ein wichtiges Zentrum für den Handel mit Baumwolle,
bis in der Mitte der 1850er Jahre beim Bau der Eisenbahn die Strecke an der Stadt vorbeigeführt wurde.
Der Amerikanische Bürgerkrieg forderte ebenfalls seinen Tribut
und zur Jahrhundertwende 19./ 20. Jahrhundert war der Ort praktisch komplett verlassen.
Der Staat Texas erwarb dann im Jahre 1916 die Fläche an der ursprünglichen Stelle und erbaute die Nachbildung des Gebäudes,
in welchem sich die Delegierten getroffen hatten. Anliegendes Gelände wurde 1976 und weiteres 1996 erworben
und es wurde zur Historical Site.
Das Gelände war super zum Spazieren gehen.
Und etwas lernen taten wir dabei auch.
Erste Frühlingsboten:
Und da waren sie!
Wir sahen die ersten Blue Bonnets blühen!
Kurz nachdem sich die ersten Siedler um 1821 niederließen, schlug dieser Pekannussbaum hier seine Wurzeln
und ist somit stummer Zeuge der damaligen Ereignisse um die texanische Revolution.
Gleich am Museumsgelände schloss sich noch eine Farm an,
auf der einem das Leben der Farmleute zur damaligen Zeit näher gebracht wurde.
Ausgerechnet am Tag unseres Besuches war der wöchentliche Ruhetag. Sehr schade, die Farm hätten wir uns gern angeschaut.
So blieb uns nur ein Blick aus der Ferne aufs Farmgelände.
Allerdings war ein Museum auf dem Gelände geöffnet.
Gleich am Eingang empfing uns der texanische Stern:
Und wieder mal hieß es für uns: viel lesen!
Wir bekamen viel Wissenswertes über die texanische Tier- und Pflanzenwelt vermittelt,
ebenso wie Fakten über die Auseinandersetzung zwischen Texanern und Mexikanern
sowie Wissenswertes über die Entstehung der Republik Texas.
Die "neu angekommenen Siedler aus Bayern"
:-D
Obwohl nur eine fiktive Person, wird Walker, Texas Ranger alias Chuck Norris überall in Texas verehrt.
Er lief uns überall über den Weg.
Dass er Texas Ranger ehrenhalber ist, hatten wir ja bereits erfahren.
Beim Lesen dieser Tafel stellten wir wieder mal fest, wie weit wir schon in USA rumgekommen sind.
In Jamestown, Virginia, waren wir bereits vor paar Jahren und hatten dort den Ort der ersten Siedler besucht.
In dem gesamten Museumskomplex konnte man richtig viel Zeit verbringen.
Uns gefiel die Abwechslung zwischen dem freien Gelände und der Museumsräume.
Ist wirklich einen Besuch wert!
Für unsere Rückfahrt zum Hotel wählten wir dann bewusst wieder kleine Nebenstraßen und vermieden die Interstate.
Uns gefiel das ländliche Texas mit seiner unendlichen Weite und den Farmen mit den schönen Farmtoren.
Wir kamen aber auch an einigen verlassenen Orten vorbei,
wo Gebäude so langsam vor sich hin verrotteten.
Und mal ein Blick auf unseren Mietwagen:
Wir genossen die Aussicht auf die einsamen Straßen und die weiten Felder.
Bis wir an dieses Schild kamen:
Mhhh, in der Nähe der Friedens-Church waren wir doch heute schon mal???
Wir waren in falscher Richtung unterwegs, also U-Turn gemacht und somit entgegengesetzte Richtung eingeschlagen.
Wir waren mittlerweile schon lange auf den einsamen Landstraßen unterwegs,
dass uns die Rückfahrt nun langsam zu lange dauerte.
Also wechselten wir auf die schnellere Interstate.
Bevor wir uns ins Hotel aufs Zimmer begaben, wollten wir unterwegs noch irgendwo zum Essen einkehren.
Bäda entdeckte direkt neben der Interstate Fahnen, die auf ein BBQ hinwiesen.
Und wo viele Autos davorstehen, kann es eigentlich nicht wirklich schlecht sein ;-)
Auf den ersten Blick sah es nicht sonderlich einladend aus, wir überlegten schon kurz, hier doch nichts zu essen.
Aber schlußendlich siegte erstens unsere Faulheit, noch weiter auf die Suche zu gehen und zweitens auch unsere Neugier,
wie es hier wohl schmecken würde.
Wie schon beim BBQ ins Austin wählte man sein gewünschtes Fleisch, welches hinterm Lokal frisch gegrillt wurde.
Dazu noch paar Beilagen, fertig. Serviert bekamen wir es in Styroporboxen, muss man halt mögen.
Vorteil: Sollten wir nicht alles schaffen, hätten wir gleich Transportboxen zum Reste mitnehmen.
Aber was soll ich sagen? Schaut zwar nicht unbedingt so aus, aber das Essen war vorzüglich!
Gutes saftiges Fleisch mit dem typischen Raucharoma, einfach nur lecker!
Die urige Einrichtung wurde für uns vollkommen gemacht durch diesen Gast, der in seinem Aufzug mit seiner Melone sichtlich sein Essen genoss.
Wir fühlten uns kurz paar Jahrzehnte rückversetzt.
Für uns war dieses frühe Abendessen ein perfekter Abschluß des Tages.
Wir hielten dann noch kurz an dieser Kirche, weil ich sie recht hübsch fand.
Und hier kann man mal recht gut sehen, wie die großen Interstates in Amerika gebaut werden.
Etwas anders als bei uns in good old Germany.
Erklärt auch, warum sie diese Straßen bei Actionfilmen glaubhaft so gut "einstürzen lassen können" ;-P
Bevor wir endgültig wieder im Hotel landeten, statteten wir noch kurz einem Columbia-Outlet-Store einen Besuch ab.
Ich brauchte schließlich eine neue Fleecejacke.
Der Shop hielt gute Angebote für uns bereit, so verließen wir ihn am Ende mit vollen Einkaufstaschen.
Danach waren wir endgültig bettfertig, also gute Nacht!