Der Morgen begann mit einem kleinen Entsetzen für mich. Ich musste im Bad unserer Nobelunterkunft feststellen, dass mein Haarshampoo nicht mehr in der Dusche stand. Das komplette Bad auf den Kopf gestellt, die Flasche ließ sich nicht finden.
Im Laufe der Jahre waren wir nun mittlerweile in so vielen Hotels schon abgestiegen, aber das war ein Novum für uns,
dass einem das Haarshampoo geklaut oder entsorgt wird. Pfffff…
Bevor wir an diesem Morgen uns noch einmal auf den Weg zum Penrhyn Castle machten, hielten wir kurz an der Touristinformation und ich kaufte uns einen Plan für den Alice in Wonderland-Trail. Ich hatte mittlerweile herausgefunden, was es mit dem verrückten Hutmacher von der Promenade auf sich hatte. Llandudno war der Ort, wo Lewis Carroll, der Autor von Alice im Wunderland Ferien machte und dort die ersten Geschichten um Alice niederschrieb. Ihm zu Ehren gibt es nun im Ort diesen Trail, auf dem man einigen Charakteren aus der Geschichte begegnen kann. Der Mann an der Information entschuldigte sich tausend Mal bei mir, dass dieser gefaltete Plan für den Weg 3 Pfund kostete und wetterte, dass dieser Preis eigentlich eine Unverschämtheit sei. Billig war er wirklich nicht,
aber Moritz und ich wollten einfach mehr von der Geschichte erfahren.
Aber als nächstes starteten wir erst noch einmal zum Penrhyn Castle. Da erwies sich unser National Trust Pass, den wir ohnehin schon mehr als ausgenutzt hatten, von richtigem Wert. Hätten wir normal den Eintrittspreis gezahlt, wäre er heute nun noch einmal fällig gewesen und wir hätten daher auf einen zweiten Besuch verzichtet. Aber so schlenderten wir erneut durchs Eingangshäuschen
und die Mitarbeiterin dort hatte sichtlichen Spaß daran, uns noch einmal wiederzusehen ;-)
Dieses Mal gings in gemütlicherem Schritt nach oben zur Burg, wir hatten heute Zeit.
Und daher bestaunten wir zuerst das in einem Teil der Burg untergebrachte Verkehrsmuseum.
Schöne alte Eisenbahnwagen standen hier. Toll!
Als wir später an den Haupteingang kamen, stellte es sich als gar nicht so ungeschickt heraus, dass Sohnemann bei der alltäglichen Morgentoilette heute nicht der Flotteste war. Die Burg war hier noch geschlossen und sollte erst 12.00 Uhr öffnen. Ca 5 Minuten waren es noch bis dahin, in denen es aber mal wieder zu regnen begann, der sich zu unserer Freude dann schnell wieder verzog.
Nachdem wir in den letzten Häusern immer netterweise Mappen mit der Erläuterung der Gebäude in deutsch angeboten bekommen hatten, fragten wir im Penrhyn Castle gleich von allein nach. Hätten wir gewusst,
in welchen hektischen Zustand wir damit 3 der Mitarbeiter versetzten, hätten wir es wohl bleiben lassen... :-)
Aber die Leute waren auch hier so nett und bestanden darauf, dass wir die Infos in unserer Muttersprache erhielten.
Irgendwann fanden sie sich auch und wir lasen uns ein in die Geschichte der Burg, wozu gestern abend keine Zeit war.
Die Wurzeln des Penrhyn Castle liegen in einem mittelalterlichen festen Haus der Familie Griffith, das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch einen Neubau im Stil des Scottish Baronials ersetzt wurde. Nachdem George Hay Dawkins das Anwesen geerbt hatte, ließ er das bestehende Gebäude zwischen 1821/1822 und 1837 durch die heutige Anlage nach Entwürfen des Architekten Thomas Hopper ersetzen, wobei die alte Bausubstanz in den neuen Bau integriert wurde. Seither ist die Anlage nur wenig verändert worden und gilt als Hoppers Meisterstück.
(Auszug aus Wikipedia)
Wir stürmten dann fast durch die ersten Räume und begaben uns auf kürzestem Weg zu den Küchenräumen der Dienerschaft,
die am gestrigen Abend bereits geschlossen waren. Alles war in noch größeren Dimensionen anzutreffen,
als wir es in den vorangegangenen Objekten schon sehen durften.
Anschließend zog es Bäda in die Gärten. Moritz und ich hatten überhaupt keine rechte Lust dazu.
Es blühte ja noch kaum etwas und nur die angelegten Beete und Anlagen bestaunen???
Wir einigten uns auf eine kleine Runde und stießen dabei auf eine kleine Ruine,
die in dieser Wildnis bezaubernd wirkte.
Noch ein Stückchen weiter, eigentlich schon auf unserem Rückweg, lag noch ein Abenteuerspielplatz, der aber auch etwas für Größere war. Meine beiden Männer powerten sich etwas aus.
Anschließend gings wieder schnurstracks zum Auto.
Dabei hatte man diese fantastische Aussicht vor Augen:
Es war an der Zeit für eine kleine Brotzeit. Leider war der Picknicktisch am Parkplatz des Castles schon belegt.
Also fuhren wir ein Stück weiter, in der Hoffnung, einen Picknickplatz in der Nähe der Menai Bridge zu finden. War nicht ganz so leicht….
Zumindest einen Parkplatz fanden wir direkt am Fluß mit Blick auf einen Teil der Brücke.
Nachdem wir unseren Hunger gestillt hatten, liefen wir noch eine kleine Runde rund um den Parkplatz und genossen die Aussicht,
bevor die Fahrt weiter ging zum Conwy Castle.
Und das Conwy Castle war dann wieder voll etwas für Moritz und Bäda!
Bereits der Zugang zur Burg führte oben über den alten Steinwall. Wow, wie faszinierend!
Die Burgruine selbst war dann auch wieder ein absoluter Knaller!
Das Conwy Castle ist die Ruine einer mittelalterlichen, zwischen 1283 und 1287 errichteten Burg von Eduard I.
Im Sommer 1285, dem Höhepunkt der Bauaktivitäten, arbeiteten bis zu 1500 Männer täglich an der Burg und der Stadtmauer.
Von den Türmen gab es wahnsinnig tolle Aussichten
und auf einer oberen Ebene konnte man die Burg komplett umrunden.
Die beiden Jungs waren hin und weg und vollends begeistert,
stiegen auf jeden einzelnen Turm und schauten in jede Ritze.
Blick von oben auf die Suspension Bridge in der Mitte.
Rechts ist die von Robert Stephensons 1849 eröffnete Conwy Railway Bridge, die Brücke für den Zugverkehr.
Die Eisenbahnbrücke war die erste selbsttragende, schmiedeeiserne Hohlkastenbrücke. Die zweigleisige Brücke wird auch heute noch benutzt.
Meine Begeisterung für die Begehung der Burg hielt sich auf Grund der Höhe
und der nur auf Hüfthöhe seitlichen Begrenzungsmauern etwas in Grenzen,
mir war total flau im Magen und so war ich heilfroh, als wir wieder die untere Ebene erreichten. ;-)
Nachtrag von Moritz zum Foto:
In Wales sind alle Straßenschilder zweisprachig, in englisch und walisisch.
"Exit", der "Ausgang", heißt auf walisisch "Allan". Da boten sich doch glatt kleine Wortspielchen und Flachwitze an,
die Papa und ich so mögen und mit denen wir Mama manchmal ganz schön nerven können.
Papa meinte also: "Allan Exit" muss ein berühmter Mann gewesen sein, so oft wie man hier seinen Namen liest :-D
Irgendwann fuhren wir an einem Schild vorbei auf dem stand : " Allan Way Out"
Papa: "Moritz schau, auf dem Schild steht der Cousin von Allan Exit!" :-D
Später liefen wir zur Conwy Suspension Bridge. Diese Suspension Bridge ist eine der ältesten noch existierenden Kettenbrücken.
Sie wurde in den Jahren 1822 bis 1826 an einer vom Conwy Castle beherrschten Engstelle des Flusses Conwy zwischen der Burg
und einem weit in den Fluss ragenden flachen Felsrücken gebaut.
Was übrigens etwas kurios ist: die Burg gehört zu Cadw und die Brücke zum National Trust…
Die Brücke selbst ist der Hammer!
Wir überquerten sie einmal komplett bis zum früheren Mauthäuschen....
...und liefen dann wieder zurück.
Über die Kettenbrücke hin zur Burg zu laufen, hatte etwas wirklich Spektakuläres!
Bereits bei der Hinfahrt zum Castle begeisterte uns der Ort Conwy
und so bummelten wir noch ein wenig durch den Ort und die kleine Hafenmeile.
Manche Durchfahrten sind wirklich seeeehr eng!
Dabei stießen wir auf das Smallest House in Britain. Einmal hier, wollten wir es auch von innen sehen und zückten den Geldbeutel.
1 Pfund je Erwachsenen und 50 Pence für Moritz ließen sich auch verschmerzen ;-P
Das Haus, auch Quay House genannt, war dann mal wirklich klein! Sehr klein!
Es hat gerade mal eine Fläche von 2,75 x 1,53 m.
Das Haus ist aus dem 16. Jahrhundert und war bis 1900 bewohnt,
zuletzt von dem Fischer Robert Jones, der angeblich 1,90 m groß gewesen sein soll und dem die Räume dann doch zu klein wurden.
In der unteren Etage gab es gerade mal eine kleine Bank zum Sitzen sowie den Kamin, der zum Kochen benutzt wurde.
Über eine Hühnersteige gelangt man nach oben, wo gerade mal Platz für ein Bett und ein Waschtisch war.
Wir standen zu dritt in dem Häuschen und es war eigentlich schon zu eng. Wäre nichts für mich gewesen!
Die Sonne schien und dadurch kletterte das Thermometer auf gigantische 8 Grad.
Warm genug für die Engländer, ihre Flip Flops und kurze Hosen herauszuholen. Brrrrr, mich fror es jedes Mal bei solchen Anblicken :-D
Allerdings war es auch für uns heute warm genug, um ein Eis zu schlecken und dabei noch etwas die Hafenatmosphäre aufzusaugen.
Das ist das Aberconwy House, ein Fachwerkhaus aus der Zeit um 1300, welches das älteste mittelalterliche Handelshaus der Stadt ist.
Es gehört ebenfalls zum National Trust, aber wir waren einfach nicht mehr aufnahmefähig, so dass wir nur daran vorbeiliefen.
Und noch einmal das Conwy Castle in seiner vollen Pracht von unserem Parkplatz aus gesehen.
Wieder in Llandudno gestrandet, stellten wir nur kurz unser Auto vorm Hotel ab und marschierten sofort weiter. Der Alice in Wonderland Trail wollte nun erobert werden. Bäda war kein großer Freund davon, aber wurde von uns einfach dazu überredet.
Moritz und ich fanden es hingegen toll, durch die Straßen des Ortes zu ziehen auf der Suche nach den nächsten versteckten Punkten.
So begegneten wir Alice, dem weißen Kaninchen, dem verrückten Hutmacher und der großen Blumenuhr.
Und wir entdeckten dabei zwei Pubs, die wir später zum Essengehen aufsuchen wollten. War also nicht so schlecht der Trail ;-P
In dem Hotel St. Tudno soll vor Jahren Alice Lidell, das Mädchen, welches Lewis Carroll zu seiner Alice inspirierte, das erste mal im Urlaub gewohnt haben. Möchte nicht wissen, wieviel Umsatz dieses Haus genau wegen dieser Geschichte macht ;-)
Wir waren am Ende der Promenade angelangt und es begann zu regnen. Also suchten wir in der gegenüberliegenden Spielhalle Unterschlupf, wo die Männer wieder mal nicht an dem Airhockeytisch vorbeikamen, ohne eine Runde gespielt zu haben und verzockten danach noch jeder einen Pfund an den 2 Pence Automaten. Als wir die Zockerhöhle verließen, hatte der Regen aufgehört
und es erstrahlte ein wunderschöner Regenbogen über der Bucht.
Wir liefen zurück in den Ort, wo wir zuvor ein schönes Pub gesehen hatten.
Wir schauten uns dort die ausgehängte Karte an, fanden aber leider nichts zum Essen darauf. So beratschlagten wir drei uns aufs Neue und kamen überein, wieder ein Stück zurückzulaufen, da wir da gerade an einem Fish & Chips - Schuppen vorbeigelaufen sind. Vor dem Pub stand außer uns noch ein Pärchen, das irgendwie nicht so richtig vertrauensvoll aussah, sch... optische Vorurteile, und wohl etwas von unserer Unterhaltung aufgeschnappt hatte. Jedenfalls sprach uns die Frau von den beiden an und fragte, ob wir was zum Essen suchen würden.
Nachdem wir das bejahten, empfahl sie uns einen Pub die Straße weiter runter. Dort würde man ausgezeichnet essen können.
Also nichts wie hin, das probierten wir aus.
Schon als wir dann dort eintraten, war das Ambiente voll unser Ding!
Ein freier Tisch fand sich auch und schnell kam eine supernette Bedienung angeeilt.
Das Bestellprozedere war wieder das typisch Englische. Wir suchten uns etwas von der Karte aus
und Bäda bestellte unsere Sachen direkt an der Bar. Nur mussten wir hier nicht gleich bezahlen.
"Warum gleich bezahlen? Kann doch sein, ihr trinkt noch ein zweites Bier!"
Wir????? ;-)
Unser Essen kam dann recht zügig frisch zubereitet aus der Küche an unseren Tisch.
Und was soll ich sagen? Alles war hervorragend! Dieser Pub-Tipp war einfach genial gewesen!
Neben dem außerordentlich guten Essen war auch die ganze Atmosphäre im Lokal einfach nur super!
Von Jung bis Alt war dort alles vertreten, wir hätten da ewig sitzen können ;-)
So lange hätte aber unser Junior sicher nicht mitgemacht. Aber ein zweites Bier ging noch!
Zufrieden marschierten wir nach unserem Mahl wieder in unser Hotel.
Gute Nacht!