Tag 11

Dienstag, 29. März 2016

by Bäda

Um 8.30 Uhr rappelte der Wecker in unserer „Luxusherberge“ und wir durften alle 3 den „Komfort“ in unserem Bad genießen:

bisserl komischer Geruch und Kalt-Warm-Wechselbäder….

Also das hatten wir alles schon besser, diese Unterkunft war bisher wirklich die schlechteste Bleibe.

Kurz nach 10 Uhr ging’s dann los, das Ziel hieß Beaumaris Castle und sollte noch viel besser sein als die Wahnsinnsburg Caernarfon am Vortag. Hingefunden hatten wir dann auch recht problemlos und pünktlich als wir aus dem Auto stiegen, setzte leichter Nieselregen ein.

Jedes mal das gleiche Theater….

Der Regen meldete sich aber sogleich wieder ab und wir betraten die Ruine von Beaumaris. Und wie es meistens so ist bei großen Erwartungen, waren wir doch ein wenig enttäuscht, denn diese Burg konnte dem Vergleich mit Caernarfon in unseren Augen nicht standhalten.

Beaumaris Castle ist auch eine Burgruine die auf der Insel Anglesey liegt. Sie wurde nie ganz fertiggestellt, ist ansonsten aber gut erhalten und ist die einzigste unter den Burgen Eduards, die eine Wasserburg ist, mit einem Wassergraben rund um die äußere Ringmauer.

Die Arbeiten an der Burg begannen im Jahr 1295.

Trotzdem war auch diese Anlage äußerst sehenswert und es machte richtig Spaß, sie zu erkunden.

Moritz sowieso, der hatte sein Faible für Ruinen endgültig wiederentdeckt.

Nachdem wir Beaumaris Castle schneller durch hatten als gedacht,

blieb noch genügend Zeit für einen Spaziergang durch das malerische Dorf Beaumaris.

Wir steuerten dann Beaumaris Gaol an, das alte Gefängnis.

Das wiederum war keine Ruine, sondern sehr gut erhalten.

Wir bekamen auch wieder einen deutschen Guide

und erfuhren so ein wenig mehr auf einfacherem Weg über die Hintergründe.

Das Gefängnis war dann auch wirklich ein kleines Highlight.

Es wurde 1829 eröffnet und war damals eines der ersten „modernen“ Gefängnisse in England mit kleineren Zellen,

Waschgelegenheit, Bett und Licht.

So sah damals die Krankenstation aus:


Aber auch eine Kapelle durfte nicht fehlen, genauso wie als Kontrast dazu die Todeszelle.

Es gab ein paar „nette“ Strafeinrichtungen, wie z.B. eine Tretmühle, die aufsässige Gefangene mit den Füssen antreiben mussten oder ein „Loch“, eine alte Steinzelle ohne Licht und sonstigem Komfort.

  Im „Gaol“ hielten wir uns dann auch fast so lange auf wie in der Ruine und wir gingen danach zufrieden am Meer entlang zurück zum Auto.

Dabei zogen über uns ganz dunkle Wolken auf...

Es begann zu Tröpfeln und wir konnten uns gerade noch ins Auto retten,

bevor es mal wieder richtig runterduschte.

Der nächste Halt war ein Aussichtspunkt mit Leuchtturm am anderen Ende der Insel, das South Stack Lighthouse.

Die Fahrt dahin dauerte knapp 50 Minuten, aber das war wie immer wurscht,

denn unterwegs gab es immer so viel an toller Landschaft zu sehen, dass die Zeit sehr schnell verging.

Erster kurzer Zwischenstop war dann an einem Parkplatz, von dem man einen guten Blick auf die Menai Bridge hatte,

die Wales mit der Insel Anglesey verbindet.

Am Aussichtspunkt angekommen, plagte uns erstmal der Hunger und wir entschieden uns, nicht mit dem vollen Einverständnis meiner Frau,

für eine kurze Picknickpause. O.k., bei 5 Grad und eiskaltem Wind kannst du dir was Besseres vorstellen,

aber wir brauchten einen Tisch zum Brotzeit machen und so musste es eben hier und jetzt sein.

Annett hat’s so an den Fingern gefroren, dass ihr direkt der Hunger abhanden kam.   :-D

Danach ging’s ein paar Meter den Berg runter, wo man die beste Aussicht hatte, auch auf den Leuchtturm. Den Fußmarsch dahin haben wir uns dann wegen des wirklich üblen Wetters, vor allem des starken Windes, geschenkt und uns wieder mit dem Auto auf den Rückweg gemacht.

Bevor wir die Insel Anglesey verließen, wollte meine Frau unbedingt noch einen Zwischenstopp im ersten Ort der Insel, dem mit dem längsten Namen der Welt (keine Ahnung wie das Kaff in voller Länge heißt) machen. Annett wollte das Ortsschild fotografieren und den Bahnhof besichtigen, der sehenswert sein soll. Aber außer einem Denkmal in Obeliskenform haben wir in dem Nest nix gefunden, nicht mal ein Ortsschild. Irgendwann entschied Annett, dass wir weiter fahren, mit den Worten „ein Ortsschild fotografieren, wer braucht denn sowas.“…  :-D

Anmerkung Annett: Der Ort heißt Llanfairpwll­gwyngyllgogery­chwyrndrobwll­llantysilio­gogogoch.
Ein Schuhmacher des Ortes hatte sich 1860 (schon mal ein sehr gutes Jahr :-D ) den 58 Buchstaben langen Zungenbrecher ausgedacht, um das damalige Dorf für den Handel attraktiver zu machen, Touristen anzuziehen und somit die Eisenbahngesellschaft dazu zu bewegen, an der Hauptstrecke London–Manchester–Holyhead einen Bahnhof einzurichten. Der ursprüngliche Name war lediglich Llanfair Pwllgwyngyll.

Heute wird der Ortsname oft mit Llanfairpwllgwyngyll abgekürzt. Ob der Schachzug den Handel vorangetrieben hat ist fraglich,

aber einen Bahnhof bekam der Ort. Kann aber nicht sonderlich groß sein, nachdem wir ihn nicht fanden  :-(

Der Weg führte uns also Richtung Heimat und im Vorbeigehen, dachten wir, nehmen wir noch schnell Penrhyn Castle mit.

Dachten wir. Ein schwerer Irrtum, wie sich nach dem Eintreffen herausstellte.

Wir hatten noch insgesamt eine Stunde Zeit für den Weg von der Kasse zur Burg und die Besichtigung und die Dame am Empfang meinte schon, das wird echt eng. Es war nicht eng, denn es war schlichtweg nicht zu machen. Penrhyn ist von der Innen- und Außenfläche her riesig und es ist keine Ruine, sondern eine komplett eingerichtete Burg, die bisher von sämtlichen Kriegs-, Brand- und Sturmschäden verschont geblieben ist. Dementsprechend beeindruckend ist die Burg auch und demzufolge geht das nicht in netto einer halben Stunde.

Die Eingangshallen sind schon mal riesig und mit Wand- und Deckentäfelungen ausgestattet,

das haste noch nicht gesehen und so zieht sich das durchs ganze Haus.

Ein Raum prunkvoller als der andere, man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, völlig wurscht, ob Bibliothek oder Schlafzimmer,

jeder Raum ist noch in absolut tadellosem Zustand und mit teils riesengroßen Gemälden ausgestattet

und vor allem mit diesen fantastischen Vertäfelungen.

Da kriegt man einen steifen Hals vor lauter an die Decke schauen.

Die drei Schloßgeister trieben ihr Unwesen  ;-P

Im Erdgeschoss haben wir dann noch den Speisesaal mitbekommen, bevor zugesperrt wurde. Und auch der ist ein Event für sich!

Eine gigantische Tafel in einem unglaublichen Raum, wie im Film. Einfach Wahnsinn!

Wir waren ja in jedem Haus aufs Neue fasziniert von den Klingelanlagen für die Dienerschaft.

Diese hier stellte jedoch alle bisher gesehenen in den Schatten! Schaut euch das mal an!

Ziemlich schnell war klar, dass wir am nächsten Tag nochmal herkommen müssen, um diese Tour zu vervollständigen.

Als wir die Burg verließen, schien doch direkt mal wieder die Sonne :-)

Danach fuhren wir zurück in’s Hotel und machten noch einen Spaziergang entlang der Promenade.

Danach suchten wir uns ein Lokal zum Essen, das aber leider ein kompletter Reinfall war.

Wir wurden erstmals mit der englischen Sitte konfrontiert, dass du dein Essen am Tisch auswählst und dann zur Theke läufst,

bestellst und gleich bezahlst. Aber das war nicht das Problem, sondern das Essen. Sehr nah an ungenießbar.

Zum Abschluß des Tages liefen wir noch einmal zum Pier und genossen die abendliche Stimmung.

Und weil uns diesen Abend Moritz begleitete, enterten wir dort noch die zwei Spielhöllen,

wo wir - nach dem traditionellen Airhockeymatch Vater gegen Sohn (1:1 nach Spielen wieder) - unsere Leidenschaft für so ein

Münzschiebespiel mit 2 Pence Einsatz entdeckten und uns viel länger dort aufhielten als geplant.

  Wieder im Hotel hatte Moritz sein iPad am Fernseher angeschlossen und so lief wieder Modern Family,

bis wir dann schließlich zum Schlafen übergingen.

 

Hier geht´s weiter mit Tag 12: