Unser Paris Trip beginnt praktisch mit dem Ende unserer traditionellen „Vorweihnachtsstunde“ bei Glühwein und Bratwurst vor unserem Haus. Die letzten Gäste haben uns so gegen zwölf Uhr verlassen und wir haben uns noch mit Steph und Flo verquatscht. Mich hat’s um kurz vor eins ins Bett verschlagen, Annett und Moritz hatte der Schlag beim Blick auf die Uhr erst um kurz vor oder nach zwei Uhr getroffen.
Das wäre nicht schlimm gewesen, wären a) alle nüchtern gewesen, was nicht der Fall war (außer natürlich Moritz) und hätte b) nicht schon um 4.30 Uhr wieder der Wecker geklingelt, weil der Zug um 6.20 Uhr ging. Also aus dem Bett gequält, gerade so pünktlich zur Ankunft des Taxis fertig geworden und ab zum Hauptbahnhof. Erste Amtshandlung: Erst mal was zu trinken kaufen….
Dann vor den Zug, der war leider noch nicht auf, warten, bis der Zutritt erlaubt war und ab auf unsere Plätze. Glück gehabt, dachten Moritz und ich, eine 4er Gruppe mit Tisch. Annett war nicht ganz so begeistert, das hat sich aber gelegt als der Zug losfuhr und klar wurde, dass wir die Gruppe für uns allein haben würden. Der Rest ist schnell erzählt, alle drei sind in Sekundenschnelle ins Reich der Träume abgedriftet, Annett und Moritz bis fast zur Ankunft in Paris, ich bis eine Stunde vorher. So hab‘ ich wenigstens noch was von meiner ersten TGV-Fahrt, noch dazu in der 1. Klasse, mitgekriegt. Schon cool, das Ding fährt 360 km/h…
In Paris angekommen, haben wir Ausschau nach dem Fahrdienst gehalten, den Annett im Internet gebucht hatte. Und ich hab‘ mein Gepäck gaaaanz festgehalten. Der Pariser Bahnhof ist zwar echt nicht hässlich, aber vertrauenserweckend ist anders. Nun gut, trotz meiner größten Bedenken haben wir es lebend bis ans Bahnsteigende geschafft und da stand auch schon in einer Traube von Menschen einer mit roter Weihnachts-Zipfelmütze und einem Schild mit unserem Namen. Bingo, der Fahrdienst hat schonmal geklappt. Dem guten Mann hinterher zu seinem Auto und auf nach Disneyland. `Glei samma do`. Hab‘ ich gedacht, aber die Rechnung ohne den Pariser Strassenverkehr gemacht. Der war nämlich exakt so, wie man das aus Filmen kennt. Nix mit rechts vor links, in Paris heißt das „ich vor Dir“ oder „wer zögert, verliert“.
Kein Wunder dass es in dieser Stadt nicht ein einziges Auto ohne Beule oder Kratzer gibt. Der Vorteil von dem Ganzen für uns war, dass wir quasi eine Mini-Stadtrundfahrt hatten, weil wir durch das Schneckentempo viel von der Stadt gesehen haben.
Irgendwann haben wir’s dann aber doch aus Paris rausgeschafft auf die A4 und der Rest war ein Kinderspiel. Der nette Chaffeur hat mit uns dann nach unserer Ankunft am "Magic Circus Hotel" gleich den Abholtermin für die Rückfahrt ausgemacht und wir haben uns zum Check-In begeben. Das ging auch ganz o.k., wenngleich etwas arg langsam und die Mitarbeiter machten nicht den kompetentesten Eindruck. Hier kommen wir auch schon zu dem Effekt, der sich wie ein roter Faden durch die ganze Reise ziehen sollte. Die DLP-erfahrenen, aber nun gänzlich USA und WDW versauten Wagmans back in Marne-la-Vallee! Allen voran ich selbst, Frankreich gegenüber sowieso skeptisch eingestellt. Also, mit einem kurzen „das wär bei den Amis aber schon einen Tacken professioneller abgelaufen“ ab auf’s Zimmer. Nach dem dritten Versuch haben wir die Bude dann auch aufbekommen und erstmal ein Naserl voll genommen. Na prima! Raucherzimmer! Erstmal Fenster auf und die Lage gecheckt.
Das Zimmer war aber doch ganz o.k., Moritz war sowieso happy, wegen dem obligatorischen Stockbett. Nach kurzer Ruhepause und einigem Hin- und Her fiel die Entscheidung: Wir schauen doch noch in die Parks rüber. Da können wir gleich mal die Shuttle-Bus-Verbindung testen.
Das ging ziemlich entspannt, der Bus kam flott und ebenso zügig waren wir auch im Parkgelände. Das ging ja easy, waren wir uns einig, sollten aber die nächsten Tage hierzu noch eines Besseren belehrt werden.
Die Wahl fiel dann auf die Disney-Studios. Es war schon dunkel, leider nieselte es ununterbrochen und weil’s ja Heiligabend war, war nicht mehr viel los und der Park leerte sich zügig. Nichtsdestotrotz, wo gehen wir als erstes hin? Logo, in ein Geschäft. Erste Erkenntnis meinerseits:
Juchhu, es gibt wieder schicke Disney-Schlafanzüge!
Dann im Park war’s echt entspannt, wenig Wartezeiten und viel Platz. Da müsste doch auch mal Crush’s Coaster gehen. Naja, 45 Minuten geht zwar für Crush’s Coaster, für den verwöhnten Wagner-Clan aber viiiiiiiel zu lang. Da war’s schon wieder: „So ein Schwachsinn, da gibt’s keinen Fastpass. Ja genau, aber für das schwindlige Aladin-Karusell daneben gibt’s einen. Die hamm’s einfach ned drauf, die Franzosen.“ :-D
„Und überhaupt, warum gibt’s keine App auf dem Handy dafür und warum hab‘ ich eigentlich kein Magic-Band? Funktioniert doch bei den Amis, warum können die das hier nicht adaptieren?“ Zweite Liga, schimpf ich vor mich hin, als Annett sagt: „Komm, wir holen uns erstmal einen Photopass und dann essen wir was!“. Guter Plan! Essen ist immer gut und mit dem Photopass haben Sie ja doch was aus der Bundesliga in den Staaten übernommen. Ja Bäda, das hast Du Dir so gedacht. Ran an den ersten Counter: „Wir hätten gern einen Photopass“. Die Tante am Schalter schaut mich an als hätte ich gerade gesagt, sie soll sich sofort nackt ausziehen und verlässt den Counter. Etwas später kommt sie mit Verstärkung zurück und die beiden schauen uns ein bisserl ratlos an, bis die Verstärkung nochmal fragt was wir wollen. Photopass?! Ach so, ah ja klar, komme gleich wieder und weg isse. Sie kam aber wirklich gleich wieder, um uns zu sagen, dass sie keine Photopässe mehr hätten und wir es in einem anderen Geschäft probieren sollten. Grrrrrrr.... Das haben wir dann auch sofort gemacht, da wo wir als erstes gleich waren und da hat’s dann funktioniert. Aber auch nur mit mehrfach Fragen und zwei- oder drei Versuchen, das Ding zu aktivieren. Aber schließlich waren wir erfolgreich und sind mit einem Umhänge-Photopass und zwei kleineren Plastik-Barcodeschnipseln für den Geldbeutel davon. Was soll ich sagen? Zweite Liga halt! So, jetzt aber was zu essen. Ein Countermeal ist gefragt. Die Warteschlangen waren einigermaßen übersichtlich, unsere Wahl schnell getroffen, aber die Wartezeiten doch irre lang. Denn der geneigte Franzose entscheidet und merkt sich nicht während der Wartephase, was er bestellen soll, sondern er wartet, bis er an der Reihe ist und lässt sich dann erst mal beraten. Aber wir sind ja im Urlaub und nicht auf der Flucht und bleiben cool, holen unser Essen und machen’s uns gemütlich. O.K., der Unterschied zwischen Countermeals in WDW und DLP ist doch eklatant (2. Liga, nicht vergessen.) Aber der Bauch war voll und frisch gestärkt, ging’s zurück zu Crush’s Coaster. Aha! Der Weihnachtsbraten rief, fast keiner mehr da , 15 Minuten Wartezeit, nichts wie rein. Die Fahrt war supercool, da würde doch noch ein zusätzlicher „Rock‘ n-Roller-Coaster“-Ritt dazu passen. Auf dem Weg dahin haben wir aber leider die Rechnung ohne unseren endlos übermüdeten Sohnemann gemacht, der an einem Zaun unweit vom Crush das leckere Abendessen zurückgegeben hat. O.k, weil wir ja echt schon viel mitnehmen konnten an diesem Tag, war der Beschluss, nun in’s Hotel zurückzukehren, kein allzu schwerer mehr.
Zurück im Hotel war auch unser Begrüßungskorb und kleiner Christbaum nun ausgeliefert: mit Schokolade und sonstigen Leckereien (bloß leider kein Bier). Aber lang haben wir’s nicht mehr ausgehalten, die Müdigkeit war zu groß und so sind wir, ohne den Wecker für den nächsten Tag zu stellen, ziemlich schnell im Reich der Träume gelandet.